Ein Stern am Rande des Autouniversums ist verglüht: Am 11. April 2025 wurde über das Vermögen der Isdera AG durch das Amtsgericht Saarbrücken ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet. Die Isdera AG wurde 1982 gegründet und ist bekannt für ihre exklusiven Sportwagen wie den Imperator 108i und den Commendatore 112i. Trotz einer bewegten Geschichte und einer engen Verbindung zu Mercedes-Benz sah sich das Unternehmen nun mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert, die zur Einleitung des Insolvenzverfahrens führten. Isdera hatte viel Benz und Blut. Der Einfluss von Mercedes-Benz auf die frühen Isdera-Modelle war nicht nur sichtbar, sondern strukturell und emotional tief verankert. Ohne Mercedes hätte es Isdera vermutlich gar nicht gegeben.
Wer heute von Supersportwagen „Made in Germany“ spricht, nennt reflexartig Namen wie Porsche oder AMG. Doch Kenner und Liebhaber automobiler Exzentrik wissen mehr: Eine der faszinierendsten Marken im Schatten der ganz Großen ist Isdera.
Mercedes-DNA im Blut
Gegründet wurde Isdera 1982 von Eberhard Schulz, einem Ingenieur mit Visionen – und einer tiefen Verbindung zu Mercedes-Benz. Schon vor der offiziellen Gründung hatte Schulz für das legendäre Mercedes-Studienfahrzeug CW311 maßgeblich mitentwickelt – ein Supersportler mit Stern, der nie in Serie ging, aber Legendenstatus erlangte. Als Daimler abwinkte, gründete Schulz kurzerhand seine eigene Firma – und baute den Traum dennoch. Mit freundlicher Unterstützung aus Stuttgart: Motoren, Technik und Know-how kamen aus dem Hause Mercedes. Isdera war gewissermaßen der wilde, rebellische Cousin der Schwaben – mit V8-Power und Flügeltüren.
Ursprung im CW311: Der inoffizielle Mercedes-Supersportler
Der Ausgangspunkt der Isdera-Historie war der CW311, ein Prototyp, den Eberhard Schulz Ende der 1970er Jahre mit Unterstützung der B&B GmbH (einem Tuning- und Entwicklungsunternehmen) entwickelte – in enger technischer Anlehnung an Mercedes-Benz. Das Fahrzeug basierte konzeptionell auf dem Mercedes C111, kombinierte dessen futuristisches Design mit dem Antrieb des Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 – also einem 6,9-Liter-V8-Triebwerk. Auch Getriebe und viele Fahrwerkskomponenten stammten direkt aus dem Daimler-Regal.
Mercedes-Benz selbst unterstützte das Projekt wohlwollend, aber inoffiziell. Schulz durfte nicht mit dem Markennamen werben, erhielt aber Zulieferteile, Technikdaten und vermutlich auch ideellen Rückhalt. Das berühmte CW311-Showcar trug sogar einen Mercedes-Stern auf der Haube – was in Fan- und Fachkreisen für Staunen sorgte. Heute würde man sagen: „semi-offizieller AMG-Vorläufer mit Guerilla-Ansatz“.
Vom CW311 zum Imperator 108i
Der Isdera Imperator 108i, ab 1984 in extrem kleiner Stückzahl produziert, war dann die konsequente Weiterentwicklung des CW311 – diesmal unter eigenem Namen, aber weiterhin mit Mercedes-Technik unter der Haube. Der Name „108i“ war eine Hommage an das Mercedes-Interne Chiffre-System (z. B. Baureihe W108).
Je nach Version wurde der Imperator mit unterschiedlichen Mercedes-V8-Motoren bestückt – von 5,0 bis 6,0 Liter Hubraum, teilweise mit AMG-Tuning. Auch viele technische Komponenten wie das Getriebe, das Fahrwerk, die Elektrik und sogar die Schalter im Innenraum stammten ursprünglich aus der Daimler-Welt. Das gab dem Fahrzeug nicht nur technische Qualität, sondern auch eine Service-Infrastruktur, die für eine Manufakturgröße wie Isdera sonst kaum realisierbar gewesen wäre.
Die enge, aber stille Verbindung
Man könnte sagen: Isdera war der wilde Träumer, Mercedes der verlässliche Partner im Hintergrund. Es war nie eine offizielle Kooperation, aber eine stille Allianz. Isdera griff immer wieder auf das zurück, was Mercedes an Technikstabilität und Leistungsfähigkeit bot – und veredelte es zu einer eigenen Form der automobilen Kunst. Mercedes war die Plattform, Isdera die Bühne.
Die wilden Jahre: Imperator, Spyder & Co.
Mit Modellen wie dem Imperator 108i setzte Isdera Maßstäbe. Handgefertigte Karosserien, maßgeschneiderte Innenräume und eine Formensprache, die irgendwo zwischen Science-Fiction und Testosteronrausch oszillierte – Isdera baute keine Autos, Isdera erschuf rollende Skulpturen. Wer einen Imperator wollte, musste Geduld und tiefes Vertrauen mitbringen – und rund 375.000 D-Mark.
Doch Exklusivität hat ihren Preis – und ihren Fluch. Die Produktion blieb stets im einstelligen Bereich pro Jahr, ein wirtschaftliches Wagnis mit schmalem Grat. Die Marke tauchte immer wieder auf, verschwand wieder, tauchte erneut auf – mal mit einem Prototypen, mal mit einer Kleinserie, immer aber mit großer Leidenschaft.
Fernost trifft Sindelfingen: Die China-Episode
Nach Jahren des Dornröschenschlafs kehrte Isdera 2018 überraschend zurück – diesmal mit chinesischem Rückenwind. Die Marke war inzwischen an einen chinesischen Investor übergegangen, der groß träumte: Die Studie Commendatore GT wurde vorgestellt, ein futuristisches Elektro-Coupé, das an die glorreichen Zeiten anknüpfen sollte. Doch der große Durchbruch blieb erneut aus. Am 11. April 2025 wurde nun über das Vermögen der Isdera AG durch das Amtsgericht Saarbrücken ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnet.
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