Verbrenner oder Batterieauto? E-Fuels, HVO100 oder Strom? Die Diskussion kocht momentan mal wieder hoch und immer öfter gewinnt man den Eindruck, dass es längst nicht mehr um das Thema Nachhaltigkeit geht, sondern um Glaubensbekenntnisse. So ist auch in seriösen Nachrichten immer häufiger von emissionsfreien Batteriefahrzeugen zu hören, was schlichtweg sachlich falsch ist. Ein BEV ist bestenfalls lokal emissionsfrei, die zur Batterieladung benötigte Energie beinhaltet sogar anteile von durch Braunkohle erzeugten Strom. Dreckiger geht es kaum. Mercedes-Fans-Autor Christian Nikolai zum Thema nachhaltige Mobilität mit E-Autos und HVO100-betriebenen Diesel-Fahrzeugen.
Die „Klima Allianz Deutschland" hat letzte Woche für kontroversen Gesprächsstoff gesorgt, indem sie in einer neuen META-Studie zum Schluss kommt, dass eFuels keine Alternative zum für 2035 geplanten Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor darstellen. Derzeit wird ja laut über das "Aus des Verbrenner-Aus" in Brüssel nachgedacht. Als NGO bekommt man es da direkt mit der Angst, könnte man vermuten. Klima Allianz Deutschland –nie gehört?
Ok, kein Wunder, denn üblicherweise treten einige ihrer ca. 150 Mitglieder eher eigenständig auf. In diesem erlauchten Kreis findet sich neben kirchlichen Organisationen und einigen anderen vor allem das Who-is-Who der einflussreichen Anti-Auto NGOs wieder, wie z.B. die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die Lobbyorganisation CAMPACT, Vereine mit der Endung „...for Future", oder der oft mit radikalen Forderungen auftretende Fahrradverein ADFC.
Natürlich darf man in der aktuell eher auf Vollelektrifizierung ausgerichteten EU Zweifel hegen, ob eFuels der Durchbruch gelingt, denn derzeit gibt es hier kaum Förderungen oder gesetzliche Voraussetzungen, die ihren Durchbruch unterstützen. Da aber E-Only floppt und der Ruf nach Technologieoffenheit lauter wird, müssen Lösungen gefunden werden, die ökonomisch UND ökologisch funktionieren. In der META-Studie sind einige Denkfehler enthalten, auf die ich hier kurz eingehen möchte.
Zunächst wird hier davon ausgegangen, dass die eFuel-Produktion aufgrund zu hoher Energiekosten viel zu teuer ist. Das stimmt auch, sofern man davon ausgeht, dass man PtLe (Power to Liquid Fuels / korrekte Bezeichnung für eFuels) in der EU, bzw. in Deutschland herstellt, wo auch die Fläche für die benötigten, gigantischen Solar- und Windkraftanlagen nicht zur Verfügung steht. Zudem scheint die Sonne zu selten und der Wind weht ebenfalls nicht konstant. Die „Dunkelflaute" droht und macht die Produktion unkalkulierbar – das gilt aber auch für den Ladestrom von Elektroautos.
Südlich des Mittelmeers bzw. in der gesamten MENA Region (Middle East & Northern Africa) sieht die Welt hingegen völlig anders aus. Hier kann an 360 Sonnentagen im Jahr Solarstrom in riesigen, unbewohnten Gebieten zu ca. € 0.02/kWh produziert und zur Herstellung von Wasserstoff und daraus wiederum Kraftstoff genutzt werden. Laut ARAMCO, dem größten Unternehmen der Welt, dessen Kerngeschäft traditionell die Ölförderung ist, kann so eFuel zu €0.80/Liter hergestellt werden. Da hierauf in der EU keine CO2-Steuer anfällt, wäre der Verkaufspreis im Handel den bisherigen, fossilen Kraftstoffen sehr nahe anzusiedeln. In eine neue Logistik fließt kein Cent, denn für den Transport muss keine neue Infrastruktur aufgebaut werden und einem Tankschiff oder einer Pipeline ist herzlich egal, ob sich Rohöl, Benzin, oder ein PtL darin befinden.n
Die Produktion von "Flugbenzin" macht den Kraftstoff für Autos billiger!
Der nächste Denkfehler ist die Aussage, dass Schifffahrt und Flugverkehr auf alternative Kraftstoffe zurückgreifen „dürfen" – für den Verkehr aber dann nichts übrigbleibt und sowieso zu teuer wäre. Genau das Gegenteil ist aber der Fall, denn wo SAF (Sustainable Aviation Fuel – Flugbenzin) produziert wird, fallen wie in einer herkömmlichen Raffinerie als Nebenfraktion auch immer Diesel, Benzin und andere Kraftstoffe an, was in Summe die Produktion billiger und vielfältiger, statt teuer und knapper macht.
Zudem muss man sich als Klima-NGO die Frage gefallen lassen, warum ausgerechnet extrem preissensible Sektoren mit gigantischen Verbräuchen, wie Schifffahrt und Flugverkehr, die heute Preise im Cent-Bereich je Liter gewohnt sind eFuels in rauen Mengen konsumieren sollen, während man dem weniger preissensiblen (Achtung: „weniger preissensibel" nur im Kontext und direkten Vergleich!) On- und OffRoad Gebrauch die angeblich hohen Kosten nicht zumuten möchte und ihn deshalb mit dem volatilen und teuren Windstrom in Deutschland powern möchte.
Ferner werden auch wieder lokale Emissionen als Gegenargument zum Verbrennungsmotor ins Feld geführt: NOx und Feinstaubemissionen! Ja, logo – die fallen an, aber: Durch moderne Abgasnachbehandlung sind diese auf Minimum reduziert und bei XtLen nochmals geringer als bei fossilem Kraftstoff. Zudem darf nicht vergessen werden, dass Deutschland meilenweit davon entfernt ist, CO2-neutralen Strom zur Verfügung zu haben. Er ist lediglich teuer, aber in großen Teilen, je nach Jahreszeit und Wetterlage entweder französischer Atom-, bzw. polnischer und tschechischer Kohlestrom. Deutschland hat damit nach Polen den zweitdreckigsten Strom, der auch noch teurer ist als in fast allen anderen EU-Ländern!
Außerdem ist auch in der Kritik seitens der Klima-NGOs immer nur von echten „eFuels" die Rede, die durch Elektrolyse aus Wasserstoff und Kohlendioxyd hergestellt werden, jedoch nicht von biobasierten Kraftstoffen, wie dem bereits heute zu moderat höheren Preisen erhältlichen HVO100. Dieser wird aus sog. UCOs (Used Cooking Oils = Fett-Abfällen aus der Lebensmittelindustrie) und Holzwirtschaft etc. gewonnen. Er verbrennt nicht nur sauberer als Diesel, sondern belastet unser Klima auch mit 90% weniger CO2-Emissionen und ist nur unwesentlich teurer als fossiler Diesel. Weitere Rohstoffquellen, wie Blaualgen werden derzeit erschlossen und durch den Anbau von Ölpflanzen auf degradierten Böden könnte so der Rohstoff für HVO100 annähernd frei skalierbar gewonnen werden, während als Nebeneffekt der einst unfruchtbare Boden wieder zu Ackerland wird, wenn der Presskuchen der Ölmühlen wieder als Humus zurück auf die Anbaufläche findet.
Ein riesiger Gewinn für alle Menschen in der gesamten Kette vom Produzenten und seinen Beschäftigten, über den Handel bis hin zum Nutzer. Für Ölpflanzenanbau müssen allerdings ein par EU-Gesetze geändert werden, denn Kraftstoff aus Anbaupflanzen gilt auch dann nicht als RFNBO (renewable fuel of non-biological origin), wenn er nur positive Effekte hat. Die Angst vor Tank-/Teller Konflikten (oder doch eher dem Überleben des Dieselmotors?) überwiegt, selbst wenn in der Steppe ohne die Ölpflanze nichts für den Teller wachsen könnte.
In Summe muss leider festgestellt werden, dass aktuelle Gesetze oftmals genauso laienhaft zusammengeschustert sind, wie die Forderungen vieler Klima-NGOs. Zu durchsichtig ist das Vorhaben, individuelle Mobilität in Form des privat genutzten Autos mit Verbrennungsmotor zurückzudrängen, oder wenigstens durch reine Elektrifizierung so zu erschweren und verteuern, sodass den Menschen ohne Möglichkeit umzusteigen am Ende nur Bus, Bahn und Fahrrad bleiben.
Vor allem beim privat genutzten Auto kommt es zu einem heftigen Widerspruch bei den Forderungen der Klima-NGOs. Erst jüngst forderte die DUH, dass Altes nicht entsorgt, sondern gepflegt, gewartet und repariert werden soll, um es im Sinne der Nachhaltigkeit lange nutzen zu können. Ich denke, hier können wir der DUH entgegenkommen! Zu unserem Firmen-Fuhrpark bei Tool-Fuel ist vor einigen Wochen „Sepp" hinzugestoßen. Sepp ist ein BMW 320d Touring, 21 Jahre jung und hat 500.000km gelaufen. Bääm – Schrott? Oder doch nicht? Zusammen mit einigen Werkstätten und anderen Partnern werden wir mit ihm genau das tun, was die DUH fordert und was für die Kubaner seit über 60 Jahren Alltag ist – nur deutlich professioneller: Wir bereiten den silbernen Sepp technisch für die Ewigkeit vor, stecken Arbeit und Teile in ihn und machen ihn richtig chic, damit er mit HVO100 im Tank noch sehr lange auf der Straße bleiben kann und damit in der Klimabilanz jeden EQ dreimal in die Tasche steckt. Mal sehen, wie die Klima-NGOs das finden, aber wir ahnen bereits, dass die echte Begeisterung ausbleibt.
Kleiner Appell zum Schluss:
Was wir mit Sepp aus München hinbekommen, sollte übrigens für alle von Euch hier, die vielleicht noch einen 123, 124, 201, 210, 202, 211 Diesel oder sonstige Sterne aus Untertürkheim, Bremen oder SiFi haben, ein Klacks sein: Werft sie nicht weg! Mottet sie ein, oder noch besser: Fangt direkt an, diese Autos wieder auf die Straße zu bringen. Sofern es Diesel sind, könnt Ihr heute schon an immer mehr Tankstellen HVO tanken, womit der Motor direkt ruhiger, runder und fast geruchsfrei fährt. Probiert es mal aus.
Wenn ihr dann mit ihm im August zum Mercedes-Festival SCHÖNE STERNE nach Hattingen kommt, entscheiden hohe Laufleistung und Zustand, wer mein persönlicher MI(D)B – „Man im (Daily) Benz" wird. Ich spendiere ihm dann noch vor Ort einen Tank voll HVO100 aus der rollenden Tankstelle. Versprochen!
Es gibt viel zu tun – tanken wir voll!
Euch allen allzeit gute Fahrt,
Euer Christian
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