Jahrelang ging es für Oldtimer und begehrte Sportwagen auf dem Markt allein nach oben. Doch spätestens seit Anfang des Jahres sieht das anders aus. Oldtimer aus den 50er und 60er Jahren bekommen oftmals kaum noch ein Rad auf den Boden. Bei vielen aktuellen Sportwagen sieht es kaum besser aus. Dafür stehen junge Klassiker hoch im Kurs.
Die Jagd nach Oldtimern schien über Jahre kaum mehr Grenzen zu kennen. Porsche 911 aus den 1970ern und frühen 80er gingen ebenso lange weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln vom Lieblingsbäcker wie die klassischen 356er. Selbst oftmals gescholtenen Porsche 911 SC, einst billige Ladenhüter bei Fähnchenhändlern, erklommen Preise von mehr als 50.000 Euro. Lange Zeit kosteten diese Porsche-Einsteiger aus der Neuen-Deutsche-Welle-Zeit kaum mehr als 20.000 Euro und selbst gut erhaltene Modelle kratzten nicht an der 30.000er-Marke. Ähnliche Tendenzen gab es bei Allerweltsportlern wie Porsche 928, 944 oder 968 zu beäugen. Auch die Mercedes-Modelle verschiedenster Baureihen mit großen Stückzahlen schraubten sich in ungeahnte Preishöhen und enterten so die Verkaufshallen von Oldtimerevents in der ganzen Welt. Mercedes S-Klassen, der 126er SEC, R/C 107 oder speziell die schicken Pagoden wurde zu ebenso begehrten wie teuren Sammlermodellen. Ein bestens erhaltener Mercedes 280 SL kostete frisch restauriert schnell einmal 150.000 Euro – oder deutlich mehr.
Auch die Schönheiten aus Italien oder England erfreuten sich viele Jahre einer opulenten Nachfrage, denn Modelle wie Lancia Fulvia, Alfa Romeo Spider Duetto oder der Jaguar E-Type wechselten zu Höchstpreisen ihre Eigentümer. Doch nach einem wechselhaften Jahr 2024 mit einigen internationalen Schwankungen scheint im vergangenen Winter die große Marktbereinigung begonnen zu haben. Das ist nicht allein an den Ergebnissen der großen internationalen Versteigerungen in den USA, Frankreich oder England zu erkennen, sondern drückt sich auch an messbaren Werten aus. „Unser Hauptindex, der Hagi Top mit seinen 19 Marken und 50 Modellen ist 2025 bis Ende Oktober um 2,65 Prozent gefallen, unser Ferrari Index um 5,49 Prozent zum Beispiel“, erläutert Klassik-Experte Dietrich Hatlapa von der Historic Auto Group, die seit Jahrzehnten offizielle Marktpreise erhebt, „das bedeutet, dass in einigen Modellen Rückgänge im zweistelligen Bereich zu verzeichnen sind. Das sind vor allem Modelle mit hohen Produktionszahlen wie etwa Mercedes SL Pagoden, Porsche 911 Serienmodelle oder Jaguar E Type.“
Einige Fahrzeuge haben seit dem Jahreswechsel 2024 / 2025 um 20 bis 30 Prozent an Wert verloren. Für Dietrich Hatlapa eine überfällige Preisbereinigung eines überhitzen Marktes. Gerade vermeintliche Volumenmodelle verloren jedoch nicht allein an Wert; auch die Nachfrage ging spürbar nach unten. „Aufgrund der vielen angebotenen Fahrzeuge im Markt kann es sich der Käufer leisten, nur die besten Exemplare auszuwählen. Eine niedrige Laufleistung ist dabei nach wie vor einer der wichtigsten Parameter. Spitzenmodelle mit Alleinstellungsmerkmalen können jedoch nach wie vor Höchstpreise erzielen.“
Bereits in den Jahren zuvor war der Markt der Vorkriegsmodelle unter die Räder gekommen. Der Hauptgrund nach Ansicht vieler Klassikexperten: der fehlende Bezug der Interessenten zum jeweiligen Modell oder gar der kompletten Marke, die es heute mitunter gar nicht mehr gibt. Hier ist davon auszugehen, dass sich die schwierige Marktlage bei den Fahrzeugen zwischen 1900 und 1950 eher noch verschlechtern könnte; gerade wenn diese keinerlei Motor- oder Rennsporthistorie haben. Doch die problematische Marktsituation der Vorkriegsmodelle weitete sich gerade in den vergangenen zwei Jahren auf die 1950er und 1960er aus. Dietrich Hatlapa: „Käufergruppen aus der Generation X und Z, die jetzt zu den guten Verdienern gehören, konzentrieren sich immer mehr auf Modelle der vergangenen vier Dekaden, darunter leiden preislich die Fahrzeuge aus den 50-er und 60-er Jahren sowie Vorkriegsmodelle, die wir inzwischen als einen Nischenmarkt zu bezeichnen.“ Wer ein solches Fahrzeug sucht, dem geht Qualität und Historie über alles. Ein Grund, wieso sich gerade renommierte Oldtimerhändler und die Klassikabteilungen der Autohersteller wie Mercedes, Porsche, BMW oder Ferrari nach wie vor über eine gute Nachfrage von finanzstarken Kunden freuen können.
Wer auf den Markt der Old- und Youngtimer schaut, sieht dagegen seit Jahren einen ganz anderen Trend. Fahrzeuge aus den 1990er oder frühen 2000er Jahren, denen einst kaum ein Klassikpotenzial zugestanden wurde, sind auf dem Gebrauchtwagenmarkt biswelen begehrter denn je. Das umfasst nicht allein sportliche Modelle wie BMW M3 / M5, Mercedes AMG C- / E-Klasse, sondern auch Allerweltsautos wie Mercedes W / S123, W / S124, Mercedes SLK, Audi Coupés / Cabriolets oder Limousinen wie Opel Senator / Monza oder BMW 7ern. Die Gründe für das deutlich gestiegene Interesse der oft jüngeren Käufer liegt nicht allein an den vergleichsweise günstigen Kaufpreisen, sondern auch einer soliden Ersatzteillage oder einer besonders großen Identifikation mit Marke und Modell aus der eigenen Jugend. Zudem können die Fahrzeuge ab den späten 1980er Jahren problemlos als Alltagsauto gefahren werden. Überraschend: gerade Dieselversion stehen bei vielen Kunden hoch im Kurs. Selbst in den USA.
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