Pleite bevor es losgeht? Audi verkauft Anteile seines Formel-1-Teams nach Katar. So ganz überraschend ist das nicht, denn der Kostendruck der Autohersteller macht sich längst auch auf Spielwiesen wie in der Formel 1 bemerkbar. Das sorgt in Ingolstadt jedoch für Unruhe.
Der Zeitpunkt ist nicht gerade glücklich. Drohende Strafzölle in den USA, schwächelnder China-Absatz und vor allem der anvisierte Stellenabbau drücken in Ingolstadt mächtig aufs Gemüt. Audi hat derzeit viele Baustellen. Sicher ist, dass gespart werden muss. Da ist es naheliegend, dass so manchem das geplante Formel-1-Abenteuer sauer aufstößt. Zur Erinnerung: Im August 2022 hatte der damalige Audi-CEO Markus Duesmann den Einstieg in den Grand-Prix-Zirkus öffentlich gemacht und den nicht gerade vom Erfolg verwöhnten Schweizer Rennstall Sauber gekauft. Als Kaufpreis wurden zwischen 350 und 500 Millionen Euro kolportiert. Klar war schon damals, dass es bei diesen Ausgaben nicht bleiben würde. Für die Entwicklung von Motor und Fahrzeug und für die technische und sportliche Leitung wurden etablierte Leute angeheuert – zusätzliche Kosten, noch bevor im Frühjahr 2026 der Formel-1-Audi erstmals an den Start gehen wird.
Audis Plan mit der Formel 1
Nun will Audi Anteile seines Formel-1-Team weiterverkaufen. Interessent ist das Emirat Katar über seine Staatsfonds. Geld spielt dort eher eine eher untergeordnete Rolle, weshalb bereits in vielen internationalen Sportarten großzügige Sponsorings laufen. Unter anderem auch in der Formel 1. Der Schritt, jetzt Teilhaber bei einem Rennstall zu werden, ist jedoch von einem ganz anderen Kaliber. Selbst wenn es vermutlich nur auf eine Minderheitsbeteiligung beim Audi-Formel-1-Team hinausläuft, steckt hier knallhartes Business und weniger PR dahinter. Genau das ist auch der Grund, warum Audi an dem Projekt überhaupt festhält und nicht der Volksmeinung nachgibt, den Krempel hinzuschmeißen. Bislang flossen zwar stolze Summen in das Projekt, doch sobald Audi tatsächlich am Start steht, fließt Geld zurück. Durch Sponsoren, vor allem aber durch die TV-Gelder, die Liberty Media als Rechtevermarkter der Formel 1 ausschüttet. Das sind Millionensummen. Rennställe wie Mercedes, Ferrari oder Red Bull arbeiten in Summe längst kostendeckend. Letztlich kommt ein Großteil des Geldes unabhängig davon, wie es sportlich läuft. Und dass sich Audi beim Debüt 2026 vermutlich eher hinten anstellen wird, ist allen Beteiligten klar.
Katar spült frisches Geld in die Kassen
Die Beteiligung aus Katar spült kurzfristig Geld in die Kassen der Ingolstädter und das ist angesichts der angespannten Finanzlage, drohender Werkschließungen und Reduzierung der Mitarbeiterschaft auch nötig. Die Infrastruktur der Ingolstädter hinkt trotz jahrzehntelanger Motorsporterfahrung hinterher. Formel 1 ist eine eigene Liga und Sauber kein Top-Team. Also muss aufgerüstet werden. Allerdings sind Investitionen und laufende Kosten in der Formel 1 für alle Teams streng gedeckelt und werden mit Akribie überwacht. Bei Übertretungen gibt es empfindliche Strafen. Doch der Automobilweltverband FIA, der sportliche Ausrichter der Formel 1, machte erst unlängst Audi ein kleines Geschenk: Weil der Rennstall in der Schweiz beheimatet ist und die Kosten dort höher als anderswo sind, darf das Audi-Team nun etwas mehr Geld ausgeben. Ansonsten ist die Kostendeckung zwar Anlass zum Stöhnen der Teams, sorgt aber unbestreitbar für eine bessere Planbarkeit für die Konzerne. Gleichzeitig werden ab 2026 die Einstiegsgebühren für neue Teams in die Formel 1 drastisch angehoben. Und da de facto die Startplätze limitiert sind, der internationale Formel-1-Boom die Interessenten aber Schlange stehen lässt, wäre ein theoretischer Komplettverkauf des Teams erst ab 2026 richtig lukrativ. Denn der Wert der Rennställe steigt gegenwärtig kräftig.
Mercedes macht es etwas anders
Doch daran denkt man bei Audi natürlich nicht. Zumal Hersteller, die nicht in der Formel 1 aktiv sind, fast neidisch das Geschehen betrachten. Zum Beispiel Stellantis-Boss Carlos Tavares. „Man muss Motorsport machen“, räumte er unlängst in einem Interview ein: „Und weltweiter wahrgenommener Motorsport heißt Formel 1.“ Dass dabei die Hersteller trotzdem Refinanzierungsmodelle suchen, ist weit verbreitet. So gehört beispielsweise der Rennstall von Mercedes-Benz nur zu einem Drittel dem Unternehmen selbst. Den Rest teilen sich der Österreicher Toto Wolff und der Chemiekonzern Ineos. Oder man geht gleich ganz andere Wege: Alpine, der sportliche Ableger von Renault und ebenfalls in der Formel 1 vertreten, wird künftig zwar weiter dabei sein, aber keine eigenen Motoren mehr bauen. Die liefert in Zukunft Mercedes-Benz, was Kosten spart. Auch Aston Martin verfährt schon lange so. Von einem solchen Modell will man bei Audi aber nichts wissen. Dann lieber doch ein paar Anteile an Investoren verkaufen.
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