Große Stückzahlen sind nicht sein Ziel, und auch auf eine hohe Zahl von Mitarbeitern will Bernd Seyberth lieber verzichten. In Haldenwang bei Kempten baut er im idyllischen Allgäu Fernreisemobile, ganz individuell nach Kundenwunsch. Eine seiner Spezialitäten: Die Fertigung von aufstellbaren Schlafdächern für den Mercedes G.
Ein Unterrahmen zur Adaption des Schlafdachs an die Karosserieform des Fahrzeugs bildet stets die Basis der Konstruktion. Auf dem Rahmen sitzt, befestigt mit Scherengelenken und Gasdruckdämpfern, die eigentliche Dachschale. Die Scheren heben die Dachschale des Schlafdachs bereits im vorderen Bereich an. Mit diesem Kniff schafft Seyberth bereits im Fußbereich eine vernünftige Höhe, die sich mit einfachen Scharnieren nicht realisieren ließe.
Seyberth fertigt in seinem Unternehmen mit dem beziehungsreichen Namen Mobiles Wohnen die Dachschalen in unterschiedlichen Höhen, ganz nach den Bedürfnissen und Wünschen seiner Kunden. Das Mindestmaß für die Schalenhöhe bei der Montage mit Scherengelenken liegt bei 100 mm. Aus der Höhe der Dachschale resultiert der zum Verstauen der Bettwäsche zur Verfügung stehende Abstand zwischen der Matratze und Dachschale.
Beim G, so Seyberth, kann der Dachausschnitt von ganz hinten bis zum Spriegel an der B-Säule gehen. Alternativ lässt sich auch nur das letzte Drittel das Dach heraustrennen, was für den Aufstieg ins Dachbett völlig ausreicht. Bei einem großen Dachausschnitt bietet die in gesamter Länge nach oben schwenkende Bettplatte entsprechend mehr Stehhöhe und Raum im gesamten Fahrzeug. Seyberths Dachbett selbst besteht aus einer Trägerplatte oder einem Lattenrost und einer Matratze. Dies kann eine Kaltschaummatratze oder eine selbst aufblasende Isomatte sein.
Der TÜV verlangt an allen Säulen, an denen ein Gurt zieht, dass diese gegeneinander mit einem Spriegel abgestützt sind. Wird dieser Spriegel herausgetrennt, entfallen die Sitzplätze in diesem Bereich. Das heißt: Bei einem Dachauschnitt bis zur B-Säule entfallen die hinteren Sitze. Bei einem Dachausschnitt lediglich zwischen C-Säule und D-Säule bleibt auch die hintere Sitzreihe erhalten. Auch bei Window-Airbags im hinteren Bereich des G realisiert Seyberth ein TÜV-konformes Schlafdach. Die Schale des Daches wird in glattem Alu oder in Riffelblech ausgeführt. Das glatte Alu kann in Fahrzeugfarbe lackiert werden. In der Regel wird die Schale aus einer Blechtafel gefertigt. Diese wird seitlich gekantet, die Ecken werden dicht verschweißt.
Für den Zeltbalg kommt Airtex-Gewebe in hellem oder dunklem Grau zum Einsatz. Auf Wunsch sind auch andere Farben realisierbar. Die mit 20 mm gedämmte Dachschale wird mit Filz-Velour, ebenfalls in Hell- oder Dunkelgrau, bezogen. Optional ist eine LED-Beleuchtung im Dachbereich realisierbar.
Serienmäßig sind zwei Airline-Zurrschienen auf der Dachschale sowie Kederschienen an den Seiten und am Heck verbaut. Wird eine Dachluke gewünscht, verbaut Seyberth stabile und begehbare Luken aus dem Yachtbau.
Das abgebildete Fahrzeug verfügt über einen Airtex-Zeltbalg in dunkelgrau mit zwei Moskitonetzen und Folienfenster sowie eine Dachluke. Der Dachausschnitt reicht bis zur B-Säule. Die Preise für ein Schlafdach beginnen bei 5.800 Euro, eine Dachluke ist für 750 Euro zu haben. Für Lackierung des Dachs in Wagenfarbe muss man mit rund 1.000 Euro rechnen. ( Fotos: Bernd Seyberth)
Weitere Infos: www.mobiles-wohnen.com.
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