Neue Studien des DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer bilden die Zukunft der historischen Mobilität ab

Belasten historische Fahrzeuge die Umwelt?

Neue Studien des DEUVET Bundesverband Oldtimer-Youngtimer bilden die Zukunft der historischen Mobilität ab: Belasten historische Fahrzeuge die Umwelt?
Erstellt am 23. Februar 2024

In zahlreichen Gesprächen mit politischen Entscheidungsträgern seit Sommer 2023 hat sich gezeigt, dass parteiübergreifend Bedenken zur Verkehrs- und Umweltbelastung sowie zur Bestandsentwicklung durch historische Fahrzeuge bestehen. Zuverlässige Prognosen zur Entwicklung in den nächsten 10-15 Jahren existieren jedoch heute nicht. Daher hat der DEUVET Beirat Politik Dr. Ekkehard Pott getreu dem DEUVET Motto: „Mit uns hat mobile Vergangenheit Zukunft“ zwei Studien erstellt, die auf der Basis der Bestandsdaten des Kraftfahrt-Bundesamtes eine zuverlässige Prognose der Auswirkungen klassischer Fahrzeuge auf Verkehr, Umwelt und Bestand ermöglichen.

Kurz zusammengefasst: Weder Verkehrs- und Umweltbelastung noch die voraussichtliche Bestandsentwicklung erfordern Änderungen an den gegenwärtigen Regularien zum H-Kennzeichen.

Die Ergebnisse werden sukzessive auch in den Ausschüssen des Bundestags sowie allen interessierten politischen Parteien vorgestellt. Vorstand und Beiräte des DEUVET werden in allen Gesprächen eine objektive Bewertung der Bestandsentwicklung von historischen Fahrzeugen fordern. Damit soll ideologiegetriebenen Ansätzen zur Nutzungsbeschränkung des automobilen Kulturguts die Grundlage entzogen werden.

Studie 1: Bestandsanalyse 90er-Jahre-Pkw

Wie werden sich Pkw der 1990er Jahre ins H-Kennzeichen entwickeln?

Altersbedingt kommen inzwischen Pkw der 1990er Jahre ins H-Kennzeichen-Alter. Diese Fahrzeuge weisen in weiten Teilen einen gegenüber den vorangehenden Jahrzehnten besseren Rostschutz auf und bieten Fahrleistungen und Gebrauchssicherheit, die einen weitgehend problemlosen Betrieb auch im heutigen Alltagsverkehr ermöglichen.

Aus verschiedenen Richtungen sind daher Sorgen an den DEUVET herangetragen worden, dass große Bestände an 90er-Jahre Pkw mit H-Kennzeichen als normale Alltagsfahrzeuge genutzt werden könnten. Dies ist nach der heutigen Gesetzeslage zum H-Kennzeichen zulässig, würde aber dessen ursprüngliche Absicht aufweichen (Einheits-Steuersatz und Befreiung von örtlichen und zeitlichen Fahrverboten zur Pflege des Automobilen Kulturgutes). Daher hat der DEUVET in der jetzt vorliegenden „Bestandsanalyse 90er-Jahre-Pkw“ auf Basis der Bestandsänderungen in den vergangenen Jahren eine Prognose zur weiteren Bestandsentwicklung erarbeitet.

Die Selbstreinigungsmechanismen des Marktes werden – wie bei Fahrzeugen aus den 70er- und 80er-Jahren – auch bei den 90er-Jahre-Fahrzeugen greifen: nur wenige begehrte Fahrzeugmodelle behalten oder erreichen einen Marktwert, der einen langfristigen Erhalt wirtschaftlich rechtfertigt.

Bestandszuwächse sind daher (wie in den vergangenen Jahrzehnten) überwiegend als Cabrio, Hochmotorisierung sowie in den oberen Fahrzeugsegmenten zu erwarten. Diese Modelle wurden und werden üblicherweise nicht als Alltagsfahrzeuge genutzt.

Da bei diesen Modellen die Neuwagen-Stückzahlen gering waren gegenüber dem Gros der verkauften Fahrzeuge, ist auch weiterhin nicht mit einer signifikanten Nutzung von 90er-Jahre-Fahrzeugen im H-Kennzeichen-Bestand im Alltagsverkehr zu rechnen.

Studie 2: Sensitivitätsanalyse Oldtimer

Bewertung historischer Pkw hinsichtlich Umwelt- und Verkehrsbelastung sowie Bestandsentwicklung

Der DEUVET greift regelmäßig aktuelle Themen aus Politik und allgemeiner Gesellschaftsstimmung rund um die historische Mobilität auf und analysiert deren Relevanz für seine Mitglieder. In der neuen Studie „Sensitivitätsanalyse Oldtimer“ werden die Auswirkungen der historischen Mobilität in vier Kernthemen im Zeitraum bis 2040 bewertet:

  • Bestandsentwicklung Ü30 und H-Kennzeichen
  • Entwicklung Fahrleistungen
  • CO2-Emissionen
  • Schadstoffemissionen (HC, NOx)

Die vielfach geäußerten Befürchtungen hinsichtlich einer erhöhten Umweltbelastung durch über 30 Jahre alte Fahrzeuge können dabei in keinem Punkt bestätigt werden.

Auch wenn in den nächsten ca. 15 Jahren bei den Pkw mit H-Kennzeichen ein weiteres Wachstum zu erwarten ist, steigt der Fahrleistungsanteil aller Ü30-Fahrzeuge bis 2040 nicht über 0,5% der Gesamt-Pkw-Jahresfahrleistung an. Damit einhergehend wird der CO2-Emissionsanteil aller Ü30-Fahrzeuge bis 2040 bei deutlich unter 1% der Gesamt-CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs liegen, bei H-Fahrzeugen sogar unter 0,5%.

Die HC- und NOx-Schadstoffemissionen der Ü30-Fahrzeuge liegen in 2023 bei ca. 4% der Gesamtemissionen des Pkw-Verkehrs. Ganz überwiegend sind dies Fahrzeuge ohne 3-Wege-Katalysator, wie sie bis Ende der 1980er Jahre bei den damaligen Neufahrzeugen Stand der Technik waren. Da seit 2021 überwiegend Katalysator-Fahrzeuge in den H-Bestand wechseln und die Jahresfahrstrecke mit steigendem Fahrzeugalter abnimmt, wird der Schadstoffausstoß von Ü30-Pkw in den kommenden Jahren sogar wieder sinken. Auch eine „Dieselschwemme“ bei den H-Neueinsteigern ist nicht zu erwarten, da viele Dieselfahrzeuge aufgrund der ggü. Ottofahrzeugen höheren Laufleistungen die H-Altersschwelle gar nicht erst erreichen werden. Gerade für großvolumige Motoren bleibt die steuerliche Attraktivität des H-Kennzeichens in den nächsten 15 Jahren erhalten, auch wenn deren Anteil bei den 90er- und 2000er-Jahre Pkw allmählich abnimmt.

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