Das Auto sei des Deutschen liebstes Kind, heißt es. Seit der Wirtschaftswunder-Zeit war es in der Tat das ersehnte Ziel vieler, ein eigenes Auto zu besitzen. Für die eigenen vier Räder nahmen die Deutschen viele Entbehrungen in Kauf. Es wurde gespart. Man übte Verzicht. Den Traum vom eigenen Automobil immer vor Augen. Und wenn er dann endlich da war, der eigene Wagen, dann wurde er gehegt und gepflegt. Mir als etwas älterem Semester ist es noch gut in Erinnerung, wenn ich am Samstagmittag aus der Schule kam, da war scheinbar bundesweit Autowaschtag vor Garagen und am Straßenrand angesagt. Papa und oftmals auch die Mama kümmerten sich stundenlang mit Eimer, Schwamm und einem ganzen Arsenal an Putzmitteln um Chromglanz sowie innere und äußere Sauberkeit ihres Weggefährten. Wir Kinder mussten hinten auf der Autodecke sitzen, um die Polster zu schonen. An Essen und Trinken im Wagen war damals gar nicht zu denken! Nicht wenige Deutsche geben ihren Autos bis heute sogar Kosenamen. Und ja: Nur zum Spaß fuhr man seinerzeit mit dem Auto einfach so stundenlang spazieren! Keine Frage: Über Jahrzehnte ging im deutschen Volk viel Liebe durch den Wagen. Doch wer Zeitung liest, Radio hört und Fernsehen schaut, der könnte meinen, dass die Liebe zum Automobil bröckelt und erkaltet sei.
The Thrill is gone?
Das Automobil wird unter Umweltgesichtspunkten nicht erst seit heute von mancher Seite kritisch gesehen. Die Kritik überdeckt oftmals den Gewinn an individueller Mobilität und Freiheit, den das Auto besser als jedes andere Fortbewegungsmittel immer bot und immer bieten wird. Heuer sind die kritischen Stimmen lauter zu hören. Tricksereien bei den Abgaswerte, Stauchaos und hohe Spritpreise könnten dazu angetan sein, den Deutschen die Lust aufs Auto zu vermiesen oder gar komplett zu nehmen - so möchte man jedenfalls meinen. Doch dem ist nicht so, wie eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov, die im Juli 2017 im Auftrag der NKL-Lotterie durchgeführt wurde, zeigt.
Ich liebe es: Das Auto bleibt Objekt der Begierde
Die Deutschen haben den Traum vom Auto mitnichten ausgeträumt. Die Frage „Wenn der finanzielle Rahmen keine Rolle spielt, haben Sie den Traum, ein bestimmtes Auto zu besitzen?" beantworteten 55 Prozent mit "Ja". Und es sind nicht die Älteren, die den Wunsch nach den eigenen vier Rädern besonders intensiv im Herzen hegen. Gute Nachricht: Dem Auto geht die Kundschaft nicht aus, denn vor allem die jüngere Generation hat mehrheitlich einen Traum von den eigenen vier Rädern. 67 Prozent der 18- bis 24-Jährigen wünschen sich ein Automobil.
Des Fahrers Liebling: ein SUV
Auf der Beliebtheitsskala der deutschen Autoträume rangiert das SUV mit 23 Prozent an erster Stelle. Ihm folgt der Sportwagen mit 22 Prozent auf Rang Zwei. Den dritten Platz in der Rangfolge der Autotyp-Favoriten nimmt mit 15 Prozent das Cabriolet ein. Einen Oldtimer hätten gerne 10 Prozent der Befragten am liebsten. Das reicht für Platz Vier auf der Beliebtheitsskala. Übrigens: Das Auto zählt bekanntlich zu den langlebigen Wirtschaftsgütern. In der Regel hält man dem gewählten Modell nach einem Kauf auch etwas länger die Treue. Aus mancherlei Gründen darf man leider nicht immer mit seinem Wunschauto ums Eck kommen. 60 Prozent der Befragten gaben denn auch an, dass sie, obwohl sie bereits einen eigenes Auto besaßen, einen Autotraum im Fahrerherzen tragen. Der Autotraum ist also immer noch da - the fire still burns!
Autor: Mathias Ebeling
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