Formel 1 Saisonstart in Australien - Ferrari-Vettel besiegt die Silberpfeile

Das Ende der Vorherrschaft?

Formel 1 Saisonstart in Australien - Ferrari-Vettel besiegt die Silberpfeile: Das Ende der Vorherrschaft?
Erstellt am 26. März 2017

Nach langem Rätselraten und vielen Fragen bei den Tests gab die Formel 1 nun in Melboune die ersten Antworten. Die wichtigste Erkenntnis des ereignisreichen Rennens: Die jahrelange Dominanz der Silberpfeile scheint gebrochen! Trotz einer sehr guten Leistung von beiden Fahrern reichte es am Ende "nur" für die Podiumsränge zwei und drei. Ganz vorn triumphierte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel souverän und beendete so eine lange Durststrecke.

Vettel macht Druck!

Im Qualifying war die Mercedes-Welt noch in Ordnung. Lewis Hamilton dominierte den Rest des Feldes - darunter auch seinen Teamkollegen Valtteri Bottas - nach Belieben und holte überlegen die Pole-Position. Aber schon hier war ihm Sebastian Vettel als erster Verfolger auf den Fersen. Genauso ging es auch beim Rennstart weiter. Trotz der neuen Regeln - die Startprozedur hängt nun zu 100% vom Gefühl des Fahrers ab - kam Silberpfeil-Pilot Hamilton am besten weg, dicht gefolgt von Sebastian Vettel. Dieser konnte in der Folge starken Druck auf Hamilton ausüben. So unter Druck gesetzt, musste der Brite ziemlich hart mit seinen Reifen umgehen, was diese schnell verschleißen ließ. Um der Gefahr eines Undercuts - also eines vorhezogenen Boxenstopps - von Vettel zu umgehen, entschloss man sich, selbst früh zu wechslen. Leider kam Hamilton so im Verkehr wieder zurück auf die Strecke, wodurch er seine neuen Reifen nicht nutzen konnte und Zeit verlor. Vettel und sein Ferrari-Team hingegen machten in Sachen Strategie für dieses Mal alles richtig und blieben so lange draußen, bis der Heppenheimer seinen Vorsprung derart vergrößert hatte, dass er nach dem Stopp vor Hamilton blieb. Sport-Chef Toto Wolff quittierte dies mit einem wütenden Faustschlag auf seine Konsole.

Heute keine Chance gegen Rot!

In der Folge wurde aber klar, dass Mercedes-AMG an diesem Tage wohl sowieso keine Chance gegen Vettel und Ferrari gehabt hätte. Während Hamilton schon früh am Funk äußerte, dass er keine Chance haben würde, Vettel einzuholen, baute dieser seinen knappen Vorsprung bis auf über 8 Sekunden aus und verwaltete ihn souverän. Am Ende geriet Hamilton sogar noch unter leichten Druck seines Teamkollegen Bottas, der mit der härteren Reifenmischung deutlich besser klar kam als mit der zunächst montierten weichere und Boden auf den Dreifach-Champion wett machte. Angreifen konnte er Hamilton allerdings nicht mehr. Und am Sieg von Vettel war an diesem Tag sowieso nicht zu rütteln.

Kann Silber zurück schlagen?

Das Rennen in Australien hat gezeigt, dass die Silberpfeile ihre Dominanz in diesem Jahr wohl verloren haben. Kaum jemand kann sich daran erinnern, wann das Team zuletzt von Gegnern aus deren eigenen Kräften geschlagen wurde. Allerdings ist der Semi-Stadtkurs in Melbourne eine sehr spezielle Strecke und nicht wirklich aussagekräftig für den Rest der Saison. Schon in einer Woche in China könnte sich das Blatt also wandeln. Auch Red Bull, in Melbourne noch ziemlich blass, könnte im Laufe der ersten Rennen zur Spitzengruppe aufschließen, wie der starke Schluss-Stint von Verstappen zeigt. Auf jeden Fall scheint dieses Jahr eine Menge Spannung in der Formel 1 zu stecken, und das kann nur gut sein!

Fahrer

Chassis Nr.

Grid   

Ergebnis   

 

Lewis Hamilton  

F1 W08 EQ Power+/01   

P1

P2

1:27.003 (Runde 44)

Valtteri Bottas

F1 W08 EQ Power+/03

P3

P3

1:26.593 (Runde 56)

 

Strategie   

Start

 

 

 

 Hamilton

UltraSoft   

Soft (Runde 17)

 

 

Bottas

UltraSoft

Soft (Runde 25)

 

 

Stimmen zum Rennen:

Lewis Hamilton  Herzlichen Glückwunsch an Sebastian und Ferrari. Ich weiß, dass sie lange auf diesen Sieg gewartet haben. Das ist der beste Beweis dafür, dass wir in dieser Saison alle Hände voll zu tun haben werden - diese Herausforderung reizt uns. Das wird großartig für die Fans. Uns ist ein richtig guter Start gelungen, das war fantastisch. Es war schön, gut aus den Startlöchern zu kommen. Aber ich kämpfte von Anfang an mit dem Grip. Sebastian konnte mich bei den Rundenzeiten immer kontern und einfach schneller fahren. Gegen Ende des ersten Stints kam ich etwas in Verkehr und überhitzte dabei meine Reifen. Mir fehlte der Grip, sodass ich hereinkommen musste. Gleichzeitig wurde der Abstand geringer und ich rutschte viel herum. Wir entschieden uns für einen Boxenstopp, da mich Sebastian ansonsten ohnehin überholt hätte. Nach meinem Stopp steckte ich etwas im Verkehr fest. Das war Pech, aber so etwas kommt im Rennsport eben manchmal vor.

Valtteri Bottas  Es gibt immer Dinge, die besser hätten laufen können. Aber dies ist ein guter Anfang für meine Zeit bei Mercedes. Als Team betrachtet, haben wir richtig gute Arbeit mit dem Auto abgeliefert. Aber Ferrari war heute einfach schneller. Daran besteht kein Zweifel. Sie haben im Winter offensichtlich großartig gearbeitet. Aus meiner Perspektive war das größte Problem der erste Stint. Ich hatte das Gefühl, dass ich auf der ultraweichen Reifenmischung nur herumrutschte. Mir fehlte vorne wie hinten der Grip, ganz besonders nach 10 Runden. Das war nicht einfach. Aber sobald wir die weichen Reifen aufgezogen hatten, fühlte sich das Auto großartig an. Es verhielt sich sehr schön und war richtig gut zu fahren. Schade, dass das erst ein bisschen zu spät der Fall war. Aber insgesamt war das Rennen keine Katastrophe. Es ist gut, mit einem Podium für ein neues Team in die Saison zu starten. Jeder Platz ist wichtig für die Weltmeisterschaft. Vor uns liegt noch eine lange Saison. Ich habe meine Punkte und werde mich beim nächsten Mal besser schlagen. Jetzt freue ich mich auf China.

Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef  Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Wenn man so einen Tag erwischt, an dem ein anderes Team bessere Arbeit abgeliefert hat, muss man das akzeptieren und ihre Leistung anerkennen. Heute sind Sebastian und Ferrari die verdienten Sieger. Schon in der Anfangsphase des Rennens war klar, dass Sebastian sehr schnell war. Denn Lewis konnte ihm nicht davonfahren. Sebastian kam in das Fenster, in dem ein "Undercut" möglich war, und wir hatten zu diesem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Reifen nicht halten würden. Diesen Eindruck hatten sowohl das Team, das sich die Daten am Kommandostand ansah, als auch Lewis im Auto. In diesem Moment trafen wir die Entscheidung, hereinzukommen. Dabei waren wir uns des Risikos bewusst, dass er im Verkehr herauskommen könnte. Wir saßen zwischen den Stühlen und probierten es einfach. Aber Ferrari dachte sehr gut mit - und sie hatten heute das schnellere Auto. Danach schienen wir auf den weichen Reifen an Performance zuzulegen. Lewis bekam alles perfekt hin und ich muss auch Valtteri ein Kompliment aussprechen. Er zeigte eine richtig gute Pace, machte das gesamte Wochenende über keine Fehler und fuhr in seinem ersten Rennen für das Team sein erstes Podium ein. Jetzt müssen wir die richtigen Lehren aus diesem Rennen ziehen, verstehen, warum wir heute nicht das Maximum herausgeholt haben und hart weiterarbeiten, um das Auto in jedem Bereich zu verbessern.

James Allison, Technischer Direktor  Wem es nach dem Qualifying noch nicht klar war, der erkennt sicher jetzt: In dieser Saison werden die Abstände sehr gering sein. Wir kamen am Start gut weg. Aber das Lob gebührt heute Ferrari. Sie hatten ein sehr schnelles Auto und wir waren einfach nicht gut genug, um mit ihnen mitzuhalten. Deshalb verfallen wir jedoch nicht in Panik. Das war erst das erste Rennen einer langen Saison und wir haben heute sehr viele Punkte mit beiden Autos gesammelt. Wir sind fest entschlossen, in China gestärkt zurückzuschlagen und sicherzustellen, dass beim nächsten Mal das Pendel eben leicht in unsere Richtung ausschlägt. 

Foto-Galerie: 25 Bilder Fotostrecke | Formel 1 GP von Australien in Melbourne: Rot schlägt Silber! #01 #02

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