75 Jahre Faller – das ist lebendige Nachkriegsgeschichte. Die Gütenbacher Modellbauer begleiteten sie mit der Miniaturisierung von Gebäuden, Brücken und ganzen Landschaftsideen. Alles wirklichkeitsnah am Zeitgeist und nach den Wünschen vieler Modellbahner-Generationen. Rechtzeitig zum Jubiläum erscheint das neue Faller-Buch von Ulrich Biene. Doch Vorsicht: Die Lektüre weckt alte Erinnerungen. Vor allem aber den Wunsch wieder Häuschen zu kleben.
Die Villa im Tessin, die Auto-Rast mit dem gläsernen Rundcafe, der Pilz-Kiosk, Cafe Minerva - Sehenswürdigkeiten und Kultstätten im Maßstab HO.
Hermann und Edwin Faller suchten vor 75 Jahren nach einer Geschäftsidee und entschieden sich rasch für authentischen Modellbau – ein Garant für Wachstum und Erfolg. Anfangs entstanden Bahnhöfe, Häuser und Bäume aus Holz, Pappe und Gipsputz – alles in Schwarzwälder Heimarbeit. Mit dem Erfolgsweg der Modelleisenbahn professionalisierten die Gebrüder Faller den Kunststoff-Spritzguss und konnten alsbald ihre bis heute unvergessenen Gebäudeentwürfe als Bausätze hunderttausendfach vervielfältigen. Legendär sind die gelben Kartons mit der Villa im Tessin, dem Rundcafé oder den variablen Stadtbausätzen. Die Erfolgswelle der Rennbahnen unterstützte das Gütenbacher Unternehmen mit der AMS, jener Autostraße, die wie die Häuser zur Modelleisenbahn im Maßstab H0 passte. Für den faszinierenden Blick von oben.
Märklin, Fleischmann, Trix oder Faller ams - die Kindheitsträume von einst sind ohne die schönen Faller-Häuschen fast undenkbar.
Keine andere Modellbaumarke steht so prägend in der Geschichte der gestalterischen Modellbahn wie Faller. Viele hundert Gebäudemodelle und noch mehr Zubehör entstanden in all den Jahren und sorgten dafür, dass die ganze Wirklichkeit ins Eigenheim passte – ganz gleich ob im Keller oder unterm Dach. Die Modelleisenbahn prägte das Wohlfühlgefühl der Wirtschaftswunderjahre, war viele Jahrzehnte des Deutschen liebstes Hobby und ist es vielerorts noch heute. Sie prägte die Kinder- und Jugendjahre von der Nachkriegs- bis zur Babyboom-Generation. In den 1980er-Jahren dann die Detailoffensive, als Modelleisenbahner nicht allein das große Ganze erleben wollten, sondern mit der Lupe nach den Feinheiten zu suchen begannen. Eine Revolution der Miniaturisierung vollzog sich – weg von Stilisierung, hin zur ungeheuren Vorbildtreue eines jeden Modells. In seinem neuen Buch lädt Autor Ulrich Biene ein zu einer Reise in die liebevoll gestaltete und legendäre Faller-Welt.
Steckbrief
Ulrich Biene - Faller - die Welt von oben
184 Seiten, 380 Fotos und Abbildungen, 21,5 x 28,5 cm
ISBN 978-3-667-12124-0
29,90 Euro
Delius Klasing Verlag, Bielefeld
ww.delius-klasing.de
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