Ob Online-Routenplaner, E-Tickets oder Carsharing - in den vergangenen Jahren hat die Digitalisierung das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung zunehmend verändert. Bekanntlich ist der Erfinder des Automobils einer der Vorreiter in dieser Sache und bei dem Thema Digitalisierung auf der ganzen Breite ganz weit vorne unterwegs. Welche Auswirkungen der digitale Wandel hat, erforscht Prof. Dr. Michael Benz von der International School of Management (ISM). Als Leiter des Logistikinstituts SCM @ ISM beschäftigt er sich mit den Themen Logistik und Mobilität. Im Vorfeld des Campus Symposiums, das am 6. und 7. September in Iserlohn stattfinden wird, ordnet Benz logistische Prozesse und die Herausforderungen des digitalen Wandels ein. Das Campus Symposium ist eine internationale Wirtschaftskonferenz, die in diesem Jahr unter dem Motto "Digitize or Die" steht.
"Die Digitalisierung hat sehr große Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten. Insbesondere die zunehmende Verbreitung von Apps und die wesentlich bessere Planbarkeit von Reisen über Mobilitätsdaten tragen dazu bei, dass es zu einer Veränderung in der Mobilitätslandschaft kommt", sagt Prof. Dr. Michael Benz. "In Zukunft ist es wesentlich, wer Herr über eine Mobilitätskette bzw. über die Mobilitätsdaten ist. Hierbei geht es nicht nur um Personentransport, sondern auch um eine Vielzahl an weiteren Services wie Entertainment, Einkauf und Arbeit. Es handelt sich daher um einen echten Paradigmenwechsel."
Im Bereich der Automobilindustrie sieht Prof. Dr. Michael Benz Deutschland weiterhin im vorderen Bereich und schätzt das Land auch bei neueren Mobilitätsformen als wettbewerbsfähig ein: "Bezüglich des autonomen Fahrens ist Deutschland auf einem sehr guten Weg. Uns allen sollte bewusst sein, dass autonomes Fahren nicht bei den Pkw beginnt, sondern beim Lkw bzw. beim überregionalen Fernverkehr. Und hier sind in erster Linie natürlich die Innovationen aus dem Hause Mercedes Benz zu nennen, die bereits erste autonom fahrende Lkws auf Autobahnen einsetzen. Darüber hinaus stehen schon viele Zulieferer aus der ersten Reihe in den Startlöchern. Unternehmen wie Continental beschäftigten sich mit eigenen Entwicklungseinheiten mit dem Thema. Insbesondere zusammen mit der Elektromobilität ergeben sich ganz neue Chancen für Unternehmen aus der Automobilindustrie", sagt Benz, der zudem die Studiengangsleitung des M.Sc. International Logistics & Supply Chain Management an der ISM verantwortet.
Vor allem im Sinne einer umweltfreundlicheren Mobilität sieht der Logistik-Experte die Digitalisierung als Wegbereiter: "Zum einen können Mobilitätsketten ganz neu und ganz anders geplant werden, zum anderen sind wir durch die Digitalisierung in der Lage, die Emissionen bzw. die Umweltverträglichkeit von Mobilitätsketten besser und schneller bestimmen zu können." Benz geht davon aus, dass vor allem die urbane Logistik von der Digitalisierung betroffen ist: "In unseren Innenstädten haben wir immer weniger Einzelhandelsläden, dafür wesentlich mehr Restaurants. Bedingt durch unser Bestellverhalten ändern sich unsere urbanen Zentren. Die innerstädtische Versorgung, kombiniert mit einem umweltverträglichen ÖPNV, wird unsere Zukunft sein. Eine wesentliche Voraussetzung ist allerdings, dass wir die Bereiche Logistik und Mobilität als eine Einheit betrachten."
Insgesamt übertreffen die Chancen der Digitalisierung deutlich die Risiken, wie Benz die Situation bewertet: "Wir können aus meiner Sicht auch nur die Chancen sehen, da wir das Rad der Geschichte nicht mehr zurückdrehen können. Wenn wir es nicht lernen, als Gesellschaft mit der Digitalisierung umzugehen, werden wir im wahrsten Sinne des Wortes logistischen Schiffbruch erleiden", fasst der ISM-Experte zusammen. "Daher sind Veranstaltungen wie das Campus Symposium eine gute Basis, um das Thema gemeinsam anzugehen." (Bild Daimler)
Autor: Mathias Ebeling
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