Mercedes-Benz hat es schon wieder getan: Nachdem bereits im Online-Konfigurator von Mercedes-Benz Vans seit einiger Zeit keine Angaben zum Listenpreis der einzelnen Modelle angegeben werden, fehlt dieser Hinweis seit heute, 25.07.2024, auch im Online Konfigurator von Mercedes-Benz Pkw. Dem Kunden werden lediglich Preise, die einen Kundenvorteil enthalten sollen, angezeigt. Hmh, bekommt der Kunde wirklich einen Vorteil oder zahlt er womöglich mehr als sein Nachbar, der gestern seinen Mercedes-Benz orderte? Ein Orientierungspunkt - nämlich die Angabe des Listenpreises - fehlt ja jetzt. Die Preise für einen Mercedes-Benz Neuwagen sind damit tagesaktuell wie für Butter und Bananen. Transparent ist dieses Vorgehen nicht, aber nur konsequent im Sinne des Agenturmodells.

Am 31.05.2023 stellte die Mercedes-Benz Group AG unter dem Titel „Vertrieb der Zukunft“ seinen Vertrieb in Deutschland für Pkw und Vans auf das Agenturmodell um. Seitdem sind die Autohäuser, auf denen das Sternenbanner weht, keine Händler im herkömmlichen Sinn mehr, sondern nur noch Agenturen eines Direktvertriebs mit Schaufenster. Im Neuwagengeschäft übernimmt der Händler im Agenturmodell eine Vermittlerrolle, für die er im Erfolgsfall eine feste Pauschale erhält. Individuell vereinbarte Verkaufspreise für Neuwagen gibt es dann keine mehr.
Alle privaten und gewerblichen Mercedes-Kunden zahlen den vom Vertrieb festgesetzten Preis, der in allen bundesweiten Mercedes-Autohäusern und in den Online-Vertriebskanälen von Mercedes-Benz Group AG stets der gleiche ist. Mercedes-Benz stellt die Umstellung auf das Agenturmodell als vorteilhaft für den Kunden dar. Die Käufer böte sich „volle Angebotstransparenz“. Sie würden „garantiert online wie offline jederzeit den besten Preis“ erhalten. Mit dieser Argumentation dürfte der Vertrieb von Mercedes-Benz Pkw auch die nun erfolgte Abschaffung der Ausweisung eines Listenpreises für Neuwagen begründen.
Bekommt der Kunde wirklich immer den besten Preis? Auf jeden Fall bekommt er den tagesaktuellen Preis, den der Vertrieb je nach Angebot und Nachfrage herauf und herunter setzen kann. Das kann unterm Strich zum Vorteil des Kunden sein. Es kann aber auch passieren, dass man für seinen neuen Mercedes an einem Tag mehr bezahlt, als der Nachbar einen Tag zuvor. Es fehlt halt der Orientierungspunkt Listenpreis.
Moment, eine Orientierungsangabe gibt es doch, um als Kunde erkennen zu können, ob man als Neuwagenkäufer beim Vertragsabschluss draufzahlt oder einen Kundenvorteil (in welcher Höhe?) erhält. Noch gibt Mercedes-Benz nämlich für Drittanbieter (z.B. Finanzdienstleister) eine Netto-Listenpreisangabe ohne individuellen Kundenvorteil im Online-Konfigurator an. Auf den Betrag muss man einfach den gültigen Mehrwertsteuersatz (in Deutschland 19 %) aufschlagen - dann hat man wieder einen Orientierungspunkt.

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