Wer Mercedes fährt, ist immer ein Gewinner. Dieser Satz stimmt ihn vielerlei Hinsicht. Die Stichwörter Wertbeständigkeit, Zuverlässigkeit, Sicherheitsausstattung mögen hier genügen. Auch bei Komfort, Sportlichkeit und Innovation ist jeder Mercedes bekanntermaßen spitze in der Welt. Doch all das ist nicht gemeint, wenn Dr. Michael Zyfuß sein Mercedes 250 SE Baujahr 1966 als Hauptgewinn bezeichnet. Das Schicksal hat es gut mit dem Oldtimer-Enthusiasten gemeint, denn das W111 Coupé mit der rudimentären Heckflosse war ihm der per Losglück zuerkannte 1. Preis der 14. Oldtimerspendenaktion der Lebenshilfe Gießen e.V.
Man sollte meinen, dass das Weltbild eines promovierter Akademikers wie Michael Zyfuß eher auf wissenschaftlichen Kriterien beruht. So ist es auch immer gewesen. Mittlerweile glaubt der Herr Doktor auch an die Macht des Schicksals. Ich habe noch nie etwas gewonnen! erklärt er nach wie vor mit Erstaunen. Aber es ist wahr: Als es Fortuna es endlich auch einmal gut mit ihm meinte, da schüttete sie das Füllhorn der guten Gaben gleich richtig toll über ihm aus.
Ein Stern, der deinen Namen trägt!
Zwar hat es nicht haufenweise Sternentaler für Michael Zyfuß geregnet, doch dafür ist ihm ein ganz besonderer Stern am 5. Februar 2009 zum Geschenk gemacht worden. An diesem Tag wurde ihm von einem Vertreter der Lebenshilfe Gießen e.V. der Hauptgewinn der bereits erwähnten Oldtimerspendenaktion 2008 übergeben. Jetzt war er der Eigentümer des wunderbaren , taubenblaue Mercedes 250 SE. Da war die Freude groß. Denn in Bezug auf die Marke Mercedes ist der heute 47-Jährige durch den ausschließlich bis auf den heutigen Tage nur Mercedes fahrenden Vater frühkindlich geprägt worden. Spät, aber nicht zu spät ist nur also auch der Sohn Mitglied der Sternenflotte geworden.
Seit 15 Jahren spenden Dr. Michael Zyfuß und seine Lebenspartnerin Astrid Fischer jährlich einen Betrag bei der Aktion Oldtimerspende der Lebenshilfe Gießen. Zu dieser Möglichkeit, bedürftige Menschen zu unterstützen, fanden die beiden durch ihr Oldtimerhobby. Sie sind nämlich schon viele Jahre begeisterte Fahrer eines 58er Austin Healey. Darüber kamen sie dann auch mit der Aktion Oldtimerspende in Kontakt und beschlossen, diese zu unterstützen.
Wer ist die Lebenshilfe Gießen und was hat es mit der Oldtimerspendenaktion auf sich?
Die Lebenshilfe Gießen e.V. betreibt im Landkreis Giessen 37 Einrichtungen, Kindergärten, Werkstätten, Wohnheime und zahlreiche Projekte, in denen über 2000 Menschen mit Behinderung gefördert und betreut werden. Zur Finanzierung dieser Einrichtungen ist man weitgehend auf Spenden angewiesen. Seit 16 Jahren findet nun schon die Oldtimerspendenaktion statt. Hierbei werden dem Verein gespendete Autoklassiker und andere attraktive Preise als Dankeschön unter den Beitragsgebern verlost. Viele wichtige Projekte und Maßnahmen konnten in den letzten Jahren durch das Teilnehmer an der Aktion Oldtimerspende durchgeführt werden. Es ist zweifellos eine gute Sache, für die sich alle Beteiligten hier engagieren.
Lohn der guten Tat
Geben ist seliger, denn nehmen so sagt man. Beim Helfen helfen, damit ein ein Gutes und wichtiges Werk getan werden kann, war der Beweggrund für Michael Zyfuss' dauerhafte Beteiligung an der Oldtimerspendenaktion. Daran, dass er sich im Zuge dieses Engagements eines Tages materiell bereichern würde, hat er weder im Traum gedacht noch war es seine Absicht. . Freilich sagte er auch nicht nein, als er die freudige Mitteilung erhielt, dass er der Hauptgewinner der 2008er Aktion war. Hand aufs Herz: Wer hätte diese Gabe eines Mercedes 250 SE schön höflich dankend und mit aller Bescheidenheit denn abgelehnt?
Mercedes Klassiker mit Klasse
Bei dem Hauptpreis der Oldtimerspendenaktion handelte es sich um ein 66er Mercedes 250 SE Coupé mit der Zustandsnote 1 bis 2. Ein Sachverständiger hatte den Wert des Fahrzeugs auf 30.000 Euro taxiert. Der völlig originale W111 war übrigens eine Spende des Unternehmers Guido Hommel an die Lebenshilfe Gießen e.V.. Es ist zu diesem Zeitpunkt das bereits neunte Fahrzeug gewesen, welches der Unternehmer Guido Hommel aus Karben (Hessen) dem guten Zweck zur Verfügung stellte. Der Chef des Regen- und Windabweiserherstellers ClimAir kauft die Fahrzeuge extra für die Oldtimerspendenaktion an. Warum macht er das eigentlich?
Guido Hommel findet es wichtig, sich im Namen der Mitmenschlichkeit für die gute Sache und die Ziele der Lebenshilfe Gießen e.V. einzusetzen. Er macht es, wie er in einem Interview einmal ausführte, "weil körperlich und geistig Behinderte viel Unterstützung brauchen, um ein normales Leben zu führen, weil das Schicksal oft ungerecht ist, und weil es mir persönlich gut geht". Gut ergangen war es bislang auch der besagte Mercedes 250 SE, von dem nur 5.259 Exemplare gebaut worden sind. Wie bereits gesagt, befand sich der W111 substantiell in einem hervorragenden Zustand, als er an Michael Zyfuß im Februar 2009 übergeben wurde.
Mercedes Traumwagen im traumhaften Originalzustand
Der Mercedes mit den Heckflossen Stummeln ist noch nie restauriert worden und hatte es bis dato auch nicht nötig. Der W111 ist immer noch in die Erstlackierung gehüllt. Lediglich Motorhaube und Kofferraum bedurften einer kleinen Nachbesserung mit frischer Farbe wobei die Angleichung an den Altlack ganz hervorragend geklungen ist. Als Rostvorsorgemaßnahme verordnete Doktor Zyfuß seinem Mercedes noch eine Hohlraumversiegelung. Sämtliche Arbeiten am Coupé sind - so sagt der Auftraggeber zufrieden ganz ausgezeichnet von den Firma Düllmann und Otte Karosseriebau ausgeführt worden.
Wer den stolzen, schönen, stattlichen Wagen sieht, mag seinen tadellosen Erhaltungszustand für ein großes taubenblaues Wunder halten. Da ist nicht eine Chromzierleiste, die hier unerwünscht die Biege macht oder etwa ermattet wäre. Nicht ein Gummi erlaubt sich einen Durchhänger. Alle Lampen und Gläser sind intakt. Alles und jedes ist an seinem Platz. Und alles funktioniert, wie es soll.
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Voll funktionstüchtig und vor allem recht sauber das ist der gute Eindruck, den der 2,5-Liter Sechszylinder Motor auf den Betrachter macht. Die Fahrt mit dem 150 Ps starken Aggregat, welches das Coupé auf bis zu 190 km/h beschleunigt, kann die Fahrgemeinschaft Zyfuß/Fischer in vollen Zügen unbeschwert genießen. Der Mercedes Motor läuft und läuft und läuft, loben die derzeitigen Besitzer die Zuverlässigkeit des 44 Jahre alten Veteranen.
Nur ein einziges Mal erlaubte sich der Mercedes eine unplanmäßige Auszeit: Als ich das Auto nach der Preisübergabe von Hamburg zu mir nach Hause ins Bergische Land fahren wollte, kamen wir bei Bremen in in einen Superstau. Da ging irgendwann nicht mehr auch beim W111. Der Benz ging aus und nicht mehr an. Die Ursache war eine Kleinigkeit der Keilriemen war nicht straff genug gespannt gewesen! Das Malheur ließ sich durch einen kundigen Pannenhelfer noch an Ort und Stelle beheben. Seitdem hat sich der Mercedes nie wieder einen schwachen Moment erlaubt.
Alltagstauglicher W111
Der 250 SE zeigt sich ausschließlich von der starken Seite zuletzt bei der Mercedes Sternfahrt zum DFB Pokalendspiel in Berlin im Mai 2010. Bei dieser auf 50 Teilnehmer begrenzten Tour, zu der man von der Daimler AG persönlich eingeladen wurde, kam auch der Kontakt zu Mercedes-Fans.de zustande. Erneut schlug das Schicksal zu. Immerhin hatte Michael Zyfuß schon eine Weile mit dem Gedanken gespielt, sich mit seinem 250 SE bei Mercedes-Fans.de für die Rubrik Auto der Woche zu bewerben. Nun, die Mühe konnte er sich ja nun angesichts der persönlichen Berliner Begegnung mit dem Chefredakteur von Mercedes-Fans.de, Thomas Ebeling, sparen.
Gute Pflege ist wichtig
Die sympathische Erscheinung des Mercedes in jüngerer Zeit ist das Ergebnis einer sehr hohen Pflegebereitschaft seines Besitzers. Ja, Hygiene wird bei dem Mediziner Zyfuß groß geschrieben und also wird geputzt, gewischt, gewachst und gewienert, was das Putzzeug hält. Waschanlage? Niemals! So einfach macht es sich Michael Zyfuß nicht. Gut Ding, will Weile habe und also werden für den Mercedes regelmäßig ausgedehnte Pflegetage mit Handwäsche angesetzt.
Als der bereits genannte Stifter Guido Hommel den Mercedes 250 SE den Wagen für den guten Zweck erstand, war dieser erst der zweite Besitzer. Davor befand sich der W111 über 40 Jahre in den Händen eines Mannes, der es wirklich mehr als sehr gut mit dem Mercedes gemeint hatte. Der Mann war Drogerist von Beruf und muss ein über alle Maßen ordnungsliebender Mann gewesen sein wie beispielsweise das bis zum letzten Tag seiner Eigentümerschaft stets korrekt geführte Wartungsheft belegt. Dem Erstbesitzer ist es vor allem zu verdanken, dass der Mercedes Baujahr 1966 innen wie außen hervorragend ausgezeichnet in Form ist.
Dass Mechanik und Technik des Mercedes beanstandungslos in Schuss sind, sind das Verdienst der über den Zeitraum von 40 Jahren penibel eingehaltenen Serviceintervalle einerseits und der sorgfältigen Betreuung des SE Coupés durch die beauftragte Mercedes-Benz Werkstatt andererseits. Und wie ist es intern um den beachtlich aussehenden Benz bestellt?
Was die inneren Befindlichkeiten des W111 angeht, wurde er zeitlebens offenbar mit Samthandschuhen angefasst! Kratzer, Macken, Brandlöcher oder sonstige Beschädigungen sucht man im Interieur vergebens. Fast scheint es so, als sei in der Innenwelt des 250 SE mit dem herrlich Holz vertäfelten Cockpit und den schön anzusehenden Instrumenten die Zeit stehen geblieben.
Wie es geschehen konnte, dass die Jahre schier spurlos an den Einrichtungen des W111 Interieurs vorübergingen, lässt sich nicht für jeden Ausstattungsgegenstand des Innenraums rekonstruieren. Für die Bestuhlung indes konnte der Schleier des Geheimnisses ihrer tierisch gut erhaltenen Lederbezüge gelüftet werden. Als ich den Wagen übernahm, hatte er noch Schonbezüge drin, die ihrem Stil und Muster nach über 40 Jahre alt waren. Eingehüllt in diesen Gewebe-Kokon waren die Ledersitze gut geschützt und quasi konserviert. Deswegen sehen sie fast wie neu aus, freut sich Michael Zyfuß.
Alter Stern junge Liebe
Ihren Gewinn wollen Michael Zyfuß und Astrid Fischer nicht mehr hergeben. Den Mercedes behalten wir. Mit dem 250 SE haben wir schon so schöne Erlebnisse gehabt und ganz viele nette Bekanntschaften entlang des Weges unserer Ausfahrten gemacht. Wo immer die beiden Coupé Chauffeure Halt machen, werden sie auf ihren Weggefährten freundlich angesprochen. Dieses Auto sei so schön, sagen jung und alt unisono, die sich an dem Chic und an den Formen des Klassikers mit Stern manchmal gar nicht satt sehen können.
Übrigens: Auch bei der aktuellen Oldtimerspendenaktion 2010 der Lebenshilfe Gießen e.V. gibt es wieder einen Mercedes zu gewinnen. Der 1. Preis ist diesmal ein 300 SE Coupé. Schon mit 5 Euro ist man dabei und kann mit etwas Glück der nächste Besitzer eines herrlichen Mercedes-Benz Klassikers werden. Ein Gewinner ist man auch dann, wenn das Losglück einem nicht hold sein sollte. Die gemeinnützige Arbeit für Menschen mit Behinderung unterstützt zu haben, ist mindestens ein gutes Bauchgefühl wert. Weitere Infos gibts unter www.oldtimerspendenaktion.de. Der Teilnahmeschluss ist übrigens der 16.01.2011.
Mercedes-Fans Facts:
Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 250 SE Coupé (W111/IIIA)
Baujahr: 1966
Motor: 2,5 Liter Sechszylinder, 150 PS
Getriebe: manuelle Viergangsschaltung
Bremsen: Serie, hydraulische Zweikreis-Bremsanlage mit Unterdruck-Bremskraftverstärker; Scheibenbremsen vorn und hinten
Räder: 6 x 14 Zoll
Reifen: 185/40er HR90
Fahrwerk: vorn Doppelquerlenker an Schraubenfedern, Drehstabstabilisator, Teleskopstoßdämpfer; hinten Eingelenk-Pendelachse mit hydropneumatischer Ausgleichsfeder und Niveauregulierung, Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer
Karosserie: Original
Innenraum: Original
ICE: Becker Mexico
Stückzahlen: 5.259 Exemplare
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