Aus vielerlei Gründen erfreut sich die Baureihe W201 von Mercedes-Benz überaus großer Beliebtheit. Solidität, Gebrauchswert und eine breit Motoren-Pallette machen den kompakten Mercedes zu einem alltagstauglichen Evergreen. Sachliche Erwägungen waren es jedoch nicht, die Andreas Nolte seinerzeit zum Mercedes 190 tendieren ließen. Vielmehr begeisterte er sich für die beachtliche Sportkarriere des sogenannten Baby-Benz. Dementsprechend modelte er seinen W201 2.5-16V komplett um. Nun kommt der Mercedes 190 im aufregenden Evo-1-Trimm daher.

Echt Evo, oder...?

Als Vorbild diente Andreas Nolte das Sondermodell 190 E 2.5-16 Evolution, von dem Mercedes im Jahr 1989 lediglich 502 Fahrzeuge auflegte. Wie es der historischen Sorgfaltspflicht gebührt, ist auch Andreas’ Bolide in dem markanten Blauschwarzmetallic des neu lackiert worden.

Mercedes ist Familiensache

„Mercedes ist meine Marke“, mag der Elektro-Techniker aus seiner Begeisterung für den Untertürkheimer Hersteller gar keinen Hehl machen. „Mein Vater fuhr stets nur Mercedes. Und ich auch, seitdem ich 20 Jahre alt bin“, erzählt der heute 31jährige.

Der Evolution als Krone der W201-Schöpfung

Zwischenzeitlich pilotierte Andreas Nolte einen CLK 320 (W208) und einen Mercedes 190 mit 2,0-Liter-Aggregat. „Mir gefällt die sportlichere Gangart“, bekennt sich Andreas zu möglichst viel Fahrspaß und einer herausragenden Fahrdynamik. Klar, dass es ihm die legendäre Evolution-Edition da ganz besonders angetan hat.

Gesuchte Kostbarkeit: Mercedes 2.5-16 Evo

Doch die raren Renner der Baureihe W201 sind sehr begehrt – und daher vergleichsweise kostspielig in der Anschaffung. Schließlich hat ein Mercedes 2.5-16 Evolution schon im Erscheinungsjahr mit umgerechnet knapp 45.000 Euro zu Buche geschlagen. Wenn es weder das Budget erlaubt, oder aber der aktuelle Angebotsmarkt hergibt: Was spräche dagegen, einen Mercedes 190 2.5-16 eigenhändig auf Evo-Look zu trimmen...? Die Antwort auf die selbstgestellte Frage hatte Andreas schnell parat: Nichts!

Drei Jahre Umbauzeit

Mit großem Tatendrang machte sich der Mercedes-Fan ans Werk. Zunächst musste eine geeignete Projekt-Basis her. Diesbezüglich wurde Andreas 2009 in Aachen fündig. „Dort erstand ich einen Mercedes 2,5-16 in einem allerdings ziemlich heruntergekommenen Zustand. Wirklich mitleiderregend. Mir schon damals klar, dass die Instandsetzung des Benz einen enormen Aufwand erfordern würde. Aber das bestärkte mich nur in dem Beschluss, dann auch gleich einen Komplettumbau auf Evo-Optik durchzuziehen.“ Insgesamt sollte Andreas für Restauration und Neuaufbau des Mercedes drei Jahre Zeit benötigen.

Die perfekte optische Täuschung

Blickt man heute aber auf das Resultat muss man dem begnadeten Bastler zugestehen: Die „optische Täuschung“ ist 1A gelungen. Denn mit seinem markanten Aero-Kleid und den bulligen Verbreiterungen wirkt der neuaufgebaute Mercedes tatsächlich wie ein echter Evo. „Es mußten nicht nur die Radläufe ausgeschnitten werden. Auch die Innenradhäuser wurden umgeschweißt. Das war ein hartes Stück Arbeit, bei der mich übrigens die netten Leute aus dem 16V-Forum mit hilfreichen Tipps stets unterstützen. Dafür sei an dieser Stelle mal allen Foris ganz herzlich Dank gesagt.“

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ASA-Räder runden das Sport-Image ab

18-zöllige ASA-Räder („GT1“) unterstreichen den motorsportlichen Appeal des martialisch geschminkten Mercedes. Andreas bestückt die von BBS gefertigten Leichtmetall-Felgen mit 225/35er Avon-Reifen. Durch die Tieferlegung via H&R-Nordschleifenfahrwerk steht der fachmännisch verwilderte W201 energiegeladen und „ready to run“ auf dem Asphalt.

Total „geschlaucht“ mit Samco

Den Vierventiler staffierte der begeisterte Schrauber komplett mit Samco-Schläuchen aus. Des weiteren wird das 2,5-Liter-Aggregat nun von einem elektrischen Lüfter gekühlt. Für die aktuelle Topleistung von 225 PS sorgen die nachgerüsteten scharfen Evo-2-Nockenwellen und eine durchsatzstarke Rennsport-Auspuffanlage von Atec (komplett Edelstahl mit 200-Zellen-Katalysatoren). Die Kräfte werden über ein Getrac-Sportgetriebe übersetzt. Und auch im Verzögerungsfalle zeigt sich der Mercedes mit der AMG-Bremsanlage eines Mercedes C36 (W202) allerbestens gewappnet.

Die Kabine bietet perfekten Sportsyle

Ein Blick in die Kabine verrät, dass der Mercedes 190 2.5-16 auch im Innenraum konsequent auf ein sportlich-aktives Fahrerlebnis abgerichtet ist. Als Sitzgelegenheiten bietet der W201 ausschließlich zwei knackige Recaro-Halbschalen, die von einer Sattlerei in hochfeines Nappaleder gehüllt wurden, an. Derweil musste die Rückbank den Innenraum zwecks Gewichtsreduzierung verlassen.

Tacho-Skala bis 320 km/h

Ein Raid-Lenkrad (Alcantara/Leder) und Echt-Carbon-Blenden für Mittelkonsole und Instrumententräger treiben die Emotionalität des Kabinen-Styles weiter nach oben. Wenn es überhaupt noch eines weiteres Kicks bedarf, um den Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen zu jubeln, dann genügt dafür gewiss ein Blick auf den von Edelstahl umringte Tacho, der hier bis 320 km/h skaliert ist.

Die Zukunft soll für den Mercedes mehr Leistung bringen

Bezüglich der unzähligen Ausstattungsdetails wäre noch so manch anderes zu sagen, denn offenkundig stecken in einem solchen Umbau neben viele Arbeitsstunden eben auch zahlreiche technische Finessen. Doch Andreas kommt lieber auf seine Zukunftsplänen zu sprechen: „Die Optik stimmt. Jetzt muss noch mehr Leistung her.“ Für die Erhöhung des Outputs sollen eine elektronische Einspritzanlage und der Umbau auf Einzeldrosseln sorgen.

Mercedes 190 mit eingebautem Spaßfaktor

„Jetzt stecke ich ja mittendrin in der Schrauberei und insofern gibt es für mich kein Zurück mehr“, ergreift Andreas Nolte abschließend noch einmal das Wort. „Aber Hand aufs Herz: Noch einmal würde ich so einen großen Umbau wohl eher nicht beginnen wollen.“ Um so größer sind Freude und Stolz, das Projekt vor drei Jahren überhaupt gestartet zu haben. „Der Mercedes ist überall ein Publikumsmagnet und Eyecatcher. Und der Spaßfaktor entschädigt locker für all die vielen Werkstattstunden.“



Text & Fotos: Mathias Ebeling

Mercedes-Fans Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 2,5-16 (W201)

Baujahr: 1989

Motor: Vierzylindermotor mit 2498 ccm, EVO 2-Nockenwellen, Leistung: 225 PS, Umbau auf E-Lüfter, Samco-Schläuche, komplette Atec-Abgasanlage aus Edelstahl mit 2 x 200-Zellen-Rennsportkatalysatoren

Getriebe: Überholtes Getrac-Sportgetriebe

Bremsen: AMG-Bremsanlage vom Mercedes W202 (C36)

Räder: ASA „GT1“, 8,5 x 18 ET35 vo/hi

Reifen: Avon 225/35-ZR18 vo/hi

Fahrwerk: H&R-Nordschleifenfahrwerk, minus 35/45 mm

Karosserie: Umbau auf Evo-1-Optik, Spoilerlippe und Schwert vom Evo 1, Evo 1-Radlaufansätze, schwarz-rote mhw-Rückleuchten, Lackierung in Blauschwarzmetallic

Innenraum: Recaro-Halbschalen in Nappaleder, Raid-Lenkrad (Alcantara/Leder), Echt-Carbon auf Mittelkonsole und Schalttafel, Tacho-Umbau auf 320 km/h, Tachoringe aus Edelstahl, Dachhimmel im Schwarz, Rückbank ausgebaut

ICE: Kenwood-Steuereinheit, 2 x Endstufen (Audio System und JL-Audio), Braxx-Powercap mit 1 Farrad, Soundprozessor von Rockford-Fosgate, Lautsprechersysteme von Audio System und JL-Audio, Doorboards in Eigenanfertigung

Dank an: meinen Freund Bastian

30 Bilder Fotostrecke | Evo forever! : Mercedes 2.5-16 im gierigen Evo-Kleid #01 #02