Der Volkswagen-Konzern will die Daumenschrauben anziehen und einen noch härteren Sparkurs fahren. Auch vor Werkschließungen soll dabei nicht Halt gemacht werden. Die Beschäftigungssicherung, die seit 1994 fortgeschrieben wird und bis 2029 läuft, soll ebenfalls aufgekündigt werden. Diese schloss betriebsbedingte Kündigungen aus. Laut dem „Handelsblatt“ soll das Sparpaket so umfassend sein, wie man es „seit Jahrzehnten“ nicht gesehen hat.
Volkswagen will über 30-jährige Beschäftigungssicherung aufkündigen
Das Magazin „Stern“ berichtet, dass in der gegenwärtigen Situation Schließungen von Standorten, die Komponenten oder Fahrzeuge produzieren, „ohne ein schnelles Gegensteuern nicht mehr ausgeschlossen werden“. Weiterhin reiche der Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen nicht mehr zum Erreichen der Sparziele aus.
VW Betriebsratschefin: "Erbittert zur Wehr setzen"
Volkswagen-Betriebsratschefin Daniela Cavallo kündigte laut „Stern“ an, man werde sich „erbittert zur Wehr setzen“. Mit ihr werde es keine VW-Standortschließungen geben. „Der Vorstand hat versagt“, wird Cavallo in einer Mitteilung der Gewerkschaft IG Metall zitiert, „die Folge ist ein Angriff auf unsere Beschäftigung, Standorte und Tarifverträge“.
Rotstift XXL: Zehn Milliarden Euro Einsparungen reichen nicht aus
Die Konzern-Kernmarke VW kämpft mit hohen Kosten und steht im Konzern in Sachen Rendite schlechter als Skoda und Seat da. Vier Milliarden Euro zusätzlich zu den zehn Milliarden an Einsparungen bis 2026 soll der neu angesetzte Rotstift bringen. Laut VW-Vorstandsvorsitzendem Oliver Blume sei die Autoindustrie in Europa in einer sehr ernsten Lage. Es gebe neue Anbieter und die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland falle weiter zurück, daher müsse man konsequent handeln.
Niedersachsens Ministerpräsident Weil: "Frage nach Schließung von Standorten stellt sich nicht"
Reaktionen aus der Politik folgten noch am selben Nachmittag. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil stimmte zu, dass bei Volkswagen Handlungsbedarf angesichts rückläufiger Verkäufe und ein neues Wettbewerbsumfeld bestehe. Die Zukunft von Volkswagen auf Dauer zu sichern, sei erklärtes Ziel aller Beteiligten. Man erwarte allerdings, dass sich „die Frage einer Schließung von Standorten durch die erfolgreiche Nutzung von Alternativen schlicht nicht stellt. Die Landesregierung wird darauf ein besonderes Augenmerk legen“. Vorstand, Betriebsrat und Gewerkschaft müssten „zügig in vertrauensvolle und ergebnisorientierte Verhandlungen eintreten“, so Weil.
Gewerkschaft IG Metall: "Unverantwortlicher Plan"
Scharfe Kritik folgte auch aus weiteren Gewerkschaftsreihen. Thorsten Gröger, IG Metall-Bezirksleiter, teilte mit: „Der Vorstand hat heute einen unverantwortlichen Plan präsentiert, der die Grundfesten von Volkswagen erschüttert und Arbeitsplätze sowie Standorte massiv bedroht. Dieser Kurs ist nicht nur kurzsichtig, sondern hochgefährlich – er riskiert, das Herz von Volkswagen zu zerstören. Ein solcher Kahlschlag wäre inakzeptabel und wird auf entschlossenen Widerstand stoßen.“ Man werde mit aller Kraft, notfalls im harten Konflikt, für den Erhalt aller Standorte sowie der Jobs kämpfen, kündigte Gröger an.
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