Mercedes-Benz G-Klasse: Offroader für den Boulevard?

Fahrbericht: So fährt der G500 mit Reihen-Sechszylinder

Mercedes-Benz G-Klasse: Offroader für den Boulevard?: Fahrbericht: So fährt der G500 mit Reihen-Sechszylinder
Erstellt am 30. Mai 2024

Die G-Klasse von Mercedes war anfangs vor allem zum Einsatz im Gelände gedacht. Während 45 Jahren aber hat er sich vor allem zum Lifestyle-Spielzeug entwickelt. Jetzt gibt es ein Update der Ikone.

Was macht man mit einem Automodell, das sich seit 45 Jahren erfolgreich am Markt behauptet und Jahr für Jahr jede Menge Geld einfährt? Weiterentwickeln - aber behutsam. Und ohne an der offenbar so erfolgreichen Optik allzu viel zu verändern. Entsprechend sieht die neue G-Klasse von Mercedes denn auch fast so aus wie ihr unmittelbarer Vorgänger. Nur wer genau hinsieht, der merkt, dass der Kühlergrill nun vier statt drei Lamellen hat, dass die Stoßfänger an Front und Heck ein verändertes Design haben und vorne eine neue Gitteroptik bekamen. Die Rückfahrkamera ist nun mittig oberhalb des Kennzeichenhalters in der Stoßstange installiert und wird bei Bedarf über eine Wischwasserdüse sauber gehalten. Die neuen, serienmäßigen 18-Zoll-Leichtmetallräder wurden aerodynamisch optimiert. Eine neue Verkleidung der A-Säule und eine Spoilerlippe entlang der Dachzierleiste.

Alt-bewährtes bleibt an Board

Ansonsten: Alles so, wie es sich für die fahrbare Schrankwand mit dem Stern im Kühlergrill gehört. Geblieben ist die kantige Form der mächtigen und fast fünf Meter langen sowie 2,042 Meter hohen Karosserie und das Ersatzrad außen am Heck. Die Blinker ragen aus den Kotflügeln vorne hoch, die Türgriffe sind wie eh und je, die Türen müssen mit einem kräftigen Schwung und lautstark zugeknallt werden. Geblieben sind auch die robusten Schutzleisten. Nach wie vor ruht die G-Klasse auf einem klassischen Leiterrahmen und setzt auf drei mechanische Differenzialsperren, Geländeuntersetzung sowie Einzelradaufhängung vorne und Starrachse hinten.

Trail, Rock und Sand - Der G bleibt ein Offroader 

Die G-Modelle von Mercedes gehören zu dem letzten Dutzend echter Geländewagen. Wer keine Angst hat, sich offroad Kratzer und Beulen ins teure Blech zu hauen, der kommt nahezu überall durch. Drei spezielle Offroad-Programme (Trail, Rock und Sand) machen das Fahren im Gelände auch für all die praktikabel, die nicht gerade passionierte Offroader sind. Auf Knopfdruck zeigt das Display im Cockpit eine grafische Übersicht über die wichtigsten Daten für das Fahren abseits der Straße. Das reicht vom künstlichen Horizont über den Lenkwinkel der Vorderachse bis zum Status der Differenzialsperre. Die "Transparente Motorhaube" ermöglicht per Kamera einen virtuellen Blick vorne unter das Fahrzeug - hilfreich vor allem, wenn nach dem Kraxeln auf einen Hügel vor der Frontscheibe nur noch Himmel zu sehen ist.

Ganz wichtig: 3,5 Tonnen Anhängerlast

Das Fahrwerk hat nun serienmäßig eine adaptive Verstelldämpfung, die Unebenheiten am Boden besser ausgleicht und auf raues Gelände ausgelegt ist. Außerdem reduziert sie Wank- und Nickbewegungen. Die Bodenfreiheit von mindestens 241 mm lässt ihn - ruckelig, aber stetig - über Geröllhalden rollen, dank der Wattiefe von 700 mm bewältigt er mühelos Bachläufe und Schlammkuhlen, er klettert Hügel bis zu einer Steigung von 100% hoch und kippt selbst an Neigeflächen von 35 Grad noch nicht auf die Seite. Die elektromechanische Zahnstangenlenkung liefert im Gelände exakte Rückmeldungen. Der betuchte Gutsherr wird mit ihm problemlos zu jeder seiner Weiden kommen. Und mit 3,5 Tonnen Anhängerlast klappt das auch mit dem Pferde- oder Bootsanhänger.

Im Inneren herrscht Wohlfühlatmosphäre

Die meisten verkauften Fahrzeuge der G-Klasse werden allerdings wohl nie die Welt abseits geteerter Straßen unter die Räder bekommen. Längst ist er zum bequemen und prestigeträchtigen Auto für den Alltag geworden. Waren die ersten Modelle noch so lautstark klappernd unterwegs, so dass man sich fragen musste, was das eingebaute Radio eigentlich sollte, mit dünnen Türen und wenig bequemen Sitzen, so bietet die G-Klasse spätestens seit den 1990ern Luxus pur. Die Materialien innen sind edel und gediegen, vorne ist genauso massig Platz wie hinten, die Automatik und die präzise Lenkung sorgen genauso für entspanntes Fahren wie die vergleichsweise kommode Federung. Auch da hat Mercedes bei der G-Klasse noch einmal nachgelegt. Das digitale Cockpit zieht sich vom Fahrer bis fast zum Beifahrer hin, ist klar und deutlich abzulesen und liefert Informationen fast im Überfluss. Das Navi-System blendet nach Mercedesart grafische Navigations- und Verkehrshinweise in Live-Bilder ein. Mit dem System hält auch der Sprachassistent Einzug in die G-Klasse. Gegen Aufpreis ist fast alles bestellbar - vom temperierbaren Getränkehalter bis zu Touchscreens für die zweite Sitzreihe.
Schwach motorisiert ist die G-Klasse schon seit Jahren nicht mehr.

Der V8 muss dem Drei-Liter-Reihen-Sechszylinder weichen

Der gefahrene G 500 hat nun einen Drei-Liter-Reihen-Sechszylinder unter der Haube, der als Mildhybride mit integriertem Starter-Generator und 48-Volt-Bordnetz ausgelegt ist. Schon bei den ersten Metern merkt man, das er schneller auf das Gaspedal reagiert. Der Benziner leistet 330 kW / 449 PS und ein maximales Drehmoment von 560 Nm. Auf die Straße gebracht wird die Kraft über eine präzise und harmonisch schaltende neunstufige Wandler-Automatik. Der permanente Allradantrieb wirkt zu 40 Prozent auf die Vorder- und zu 60 Prozent auf die Hinterachse. Der G 500 beschleunigt in 5,4 Sekunden auf Tempo 100, bei 210 km/h ist Schluss. Dann blasen allerdings auch - offiziell - 10,9 Liter Benzin je 100 Kilometer durch die Zylinder. All das hat seinen Preis. Der Mercedes G 500 ist ab 132.328 zu haben. Preiswerter ist man beim Diesel G 450 d dabei: Ihn gibt es mit 285 kW / 387 PS Leistung ab 122.808 Euro. Und wer es drauf anlegen will: Der G 63 AMG ist ab 189.329 Euro zu haben - mit 445 kW / 605 PS Leistung aus einem V8-Biturbo.

Datenblatt Mercedes Typ: G 500

20 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz G-Klasse: Offroader für den Boulevard?: Fahrbericht: So fährt der erste G500 mit Reihen-Sechszylinder #01 #02

Motor: 6-Zylinder-Reihenmotor

Hubraum (cm3): 2.999 cm3

Leistung in PS (kW) bei U/min-1: 449 PS / 330 kW bei 6.100 u/min-1 Max.

Drehmoment (Nm) bei Umin-1: 560 Nm bei 1.950 bis 5.500 U/min-1

Höchstgeschwindigkeit (km/h): 210 km/h

Beschleunigung 0-100 km/h (sek.): 5,4 sek.

Getriebe: 9-Stufen-Wandlerautomatik

Antrieb: Allrad permanent

Treibstoffsorte: Super

Tank (L): 100 l

Verbrauch EU-Drittelmix (l/100 km): 12,3 bis 10,9 l/100 km

CO2-Ausstoß (g/km): 281 bis 248 g/km

Gewicht, Herstellerangabe (kg): 2.485 kg max.

Zuladung (kg): 715 kg

Abmessungen (L/B/H): 4.825 x 1.931 x 2.042 mm max.

Ladevolumen (L): 640 l

Preis (Euro): 132.328 Euro (Basismodel: l122.808 Euro)

Abgasnorm: Euro 6e

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1 Kommentar

  • MB-W176

    MB-W176

    Warum kein Performance 4 Zylinder? xD

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