Weltspiegel:‭ ‬Foxconn und Xiaomi greifen‭ ‬E-Autobauer an

Masterplan

Weltspiegel:‭ ‬Foxconn und Xiaomi greifen‭ ‬E-Autobauer an: Masterplan
Erstellt am 5. November 2021

Die Autobranche befindet sich in einem nie dagewesenen Umbruch.‭ ‬Mit dem taiwanesischen Auftragsfertiger Foxconn und dem chinesischen Tech-Konzern Xiaomi mischen sich zwei neue Akteure ins Geschäft um die Elektroautos ein,‭ ‬die das Potenzial zum Erfolg haben.

Autobauen kostet Geld.‭ ‬Eine ganze Menge Geld.‭ ‬Ist das vorhanden,‭ ‬braucht es jede Menge Wissen und Erfahrung.‭ ‬Mithilfe von Ingenieursdienstleistern ein konkurrenzfähiges Auto zu entwickeln,‭ ‬dieses auf die Räder zu stellen und dann publikumswirksam zu präsentieren,‭ ‬ist eine Sache,‭ ‬eine andere ist es,‭ ‬eine verlässliche Serienfertigung hochzuziehen.‭ ‬Daran sind schon einige Start-Ups wie etwa Byton gescheitert.‭ ‬Capgemini-Experte Peter Fintl bezeichnet das in Anlehnung an Elon Musk als‭ „‬Produktionshölle‭“‬,‭ ‬durch die es Tesla geschafft hat.‭ ‬Aber auch nicht ohne Schmerzen,‭ ‬die immer noch Nachwehen verursachen.‭ ‬Wenn diese Hürde überwunden ist,‭ ‬geht es darum,‭ ‬Begehrlichkeiten zu wecken.‭ „‬Wie man es schafft,‭ ‬rund um dieses Produkt ein angenehmes Nutzererlebnis zu kreieren und so eine Marke aufzubauen,‭ ‬die dann entsprechend anziehend ist,‭ ‬ist die entscheidende Frage für alle Neueinsteiger‭“‬,‭ ‬erklärt Peter Fintl.‭ ‬Einfach ein Elektroauto hinzustellen,‭ ‬reicht längst nicht mehr.‭ ‬Die etablierten Autobauer sind aufgewacht und versuchen mit aller Macht den Vorsprung der Kalifornier aufzuholen.‭ ‬Die Gewässer für neue Autobauer sind zunehmend unruhig.

Und in diesem Haifischbecken wollen Xiaomi und Foxconn erfolgreich sein‭? ‬Für beide Unternehmen sind das fremde Gewässer.‭ ‬Der chinesische Konzern Xiaomi ist eher bekannt Smartphones und Foxconn hat sich als Apple-Auftragsfertiger einen Namen gemacht.‭ „‬Der erfolgreiche Markteintritt beider Konzerne ist keine ausgemachte Sache‭“‬,‭ ‬warnt Fintl.‭ ‬Foxconn macht bereits Nägel mit Köpfen und hat die Fabrik des angeschlagenen US-Elektro-Autobauers Lordstown in Ohio gekauft und wird dort den elektrischen Pick-up Endurance produzieren.‭ ‬Auch mit Fisker wollen die Taiwanesen ein Elektroauto bauen.‭ ‬Früher im Jahr hat Foxconn ein Abkommen mit der chinesischen Volvo-Mutter Geely und dem japanischen Elektromotorspezialisten Nidec geschlossen.‭ ‬Auch beim wirtschaftlich angeschlagenen Autobauer Byton ist Foxconn eingestiegen.‭ ‬Schließlich gibt es dort viel Wissen abzugreifen.‭ ‬Wer solche Bündnisse eingeht,‭ ‬lotet nicht nur das Wasser aus,‭ ‬sondern greift im großen Stil an.‭ ‬Zumal Foxconns automobile Tochter Foxtron mit der von Pininfarina in Form gegossenen Limousine Model E,‭ ‬dem Crossover Model C und dem Linienbus Model T.

‭„‬Foxconn ist eine riesige Produktionsmaschine,‭ ‬die auch komplexe Prozesse beherrscht und sich auch mit globaler Logistik auskennt.‭ ‬Das ist ein unglaublicher Vorteil‭“‬,‭ ‬sagt Peter Fintl und fügt hinzu:‭ ‬„Natürlich kann Foxconn auch Elektronik-‭ ‬und Softwareentwicklung.‭“ ‬Anders,‭ ‬aber nicht zwingend schlechter sieht die Sache bei Xiaomi aus.‭ ‬Die Expertise des chinesischen Konzerns ist das Nutzererlebnis und die Bedienoberfläche,‭ ‬wie man an den Smartphones sieht.‭ „‬Da sind sie fast so gut wie Apple.‭ ‬Xiaomi hat den riesigen Vorteil,‭ ‬ihre bewiesene Stärke beim Nutzererlebnis und der Produktfunktionalität über die Software auch in ein Mobilitätsprodukt gießen zu können‭“‬,‭ ‬ordnet Peter Fintl die Expertise der Chinesen ein.‭ ‬Das sehen auch etablierte Autobauer so.‭ ‬Foxconn soll für den Multimarkenkonzern Stellantis digitale Cockpits entwickeln.‭ ‬Die Erfahrungen aus dieser Kooperation helfen sicher der Entwicklung der eigenen Fahrzeuge.

‭„‬Foxconn hat eine Reihe von Akquisitionen und Geschäften getätigt,‭ ‬um sicherzustellen,‭ ‬dass das Unternehmen in der Lage ist,‭ ‬all diese elektrifizierten Fahrzeuge zu bauen‭“‬,‭ ‬erklärt Bakar Sadik Agwan.‭ ‬Zudem ist das Unternehmen eine Partnerschaft mit der staatlichen PTT PLC eingegangen,‭ ‬die bis‭ ‬2023‭ ‬Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen will.‭ ‬Darüber hinaus hat Foxconn mit der taiwanesischen Giga Solar Materials-Gruppe eine Vereinbarung über Batterierohstoffe im Wert von rund‭ ‬36‭ ‬Millionen US Dollar geschlossen und ab‭ ‬2024‭ ‬sollen Festkörperzellen in die Elektroplattformen eingebaut werden.

Foxconn hat bereits Autos auf der Straße.‭ ‬Xiaomi hinkt bei diesem Aspekt noch etwas hinterher.‭ ‬Erst im Frühjahr dieses Jahres verkündete Xiaomi-Chef Lei Jun die Gründung eines Automobilherstellers,‭ ‬der im ersten Halbjahr‭ ‬2024‭ ‬Fahrzeuge serienreif haben soll.‭ ‬Dennoch schauen auch bei Xiaomi die Vorzeichen gut aus.‭ ‬Zumal das Unternehmen aus dem Reich der Mitte eine wichtige Rolle in der Verwirklichung Chinas geopolitischen Ambitionen spielen könnte.‭ ‬Zum einen wirtschaftlich autark zu werden und zum anderen den Grundsatz‭ „‬von China für die Welt‭“ ‬umzusetzen.‭ ‬Gut möglich,‭ ‬dass Xiaomi seine Fähigkeiten im Zusammenspiel mit einem heimischen Autobauer zur Geltung bringt und so ein chinesischer Tesla-Jäger aus dem Taufbecken gehoben wird.‭ ‬Vor dem Hintergrund,‭ ‬dass die chinesische Regierung momentan in einer Art wirtschaftlichen Darwinismus genau selektiert,‭ ‬welche Autobauer in Zukunft möglichst viel zur wirtschaftlichen Prosperität der Volksrepublik beitragen können.‭ ‬Als möglicher Ehepartner kommt dann nur einer der fünf staatseigenen Automobilhersteller infrage.‭ ‬Aber auch Borgward ist ein möglicher Kandidat.

Dieses Regulieren ergibt aus Peter Fintls Sicht durchaus Sinn,‭ ‬der die Schwemme von neuen chinesischen Autobauern versiegen sieht:‭ „‬Dieser Wildwuchs wird zu einem Ende kommen.‭“ ‬Oft waren es die Provinzregierungen,‭ ‬die die automotiven Start-ups unterstützt haben.‭ ‬Schließlich sind Automobilfabriken Jobmaschinen,‭ ‬die beim wirtschaftlichen Aufschwung der einzelnen Regionen gerne genutzt werden.‭ ‬Wenn der Traum vom global agierenden Autobauer wie eine Seifenblase platzt,‭ ‬sind die Narben noch lange sichtbar.‭ ‬Ein weiterer Akteur,‭ ‬der in dem großen Plan,‭ ‬China zur Automobil-Nation Nummer eins zu machen,‭ ‬ist Huawei.‭ ‬Der Tech-Konzern hat unlängst auf der IAA Mobility eine Automobil-Plattform im Gepäck,‭ ‬die das autonome Fahren demonstriert.‭ ‬Das Fahrzeug dazu gibt es ja mit dem Elektro-SUV Seres Huawei Smart Selection SF5‭ ‬schon länger.‭ ‬Jetzt wollen die Chinesen auch technologisch bei den Robo-Autos an die Spitze.‭ ‬Die Netzwerk-Erfahrung haben die Mobilfunkspezialisten zweifelsohne.‭ ‬Die Erfolgsformel könnte also lauten:‭ ‬Nutzer-Erlebnis plus technologisches Know-how plus klassisches Produzieren ergibt einen global konkurrenzfähigen Automobilhersteller.

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